"Ihr raubt mir meine Kindheit": Mit klaren Worten richtet sich ein Scheidungskind per Brief an seine Eltern. Der Hintergrund ist allerdings die etwas einseitige PR einer Kirchenorganisation.
Berührender Youtube-Hit Der emotionale Appell eines Scheidungskindes

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Ein Junge liest einen Brief an seine Eltern, die sich gerade voneinander trennen. Er beschreibt, wie es ihm geht - und er bittet seine Eltern um Hilfe. Die Worte bewegen. Mit der Reflexionsfähigkeit eines Erwachsenen spricht der Junge über seine Bedürfnisse. Worte, die so von einem Kind in Not sicherlich nich ausgesprochen werden können. Hinter dem PR-Video verbirgt sich die Organisation „The Child of Divorce“, die von einem Lehrerpaar aus Tulsa, Oklahoma, ins Leben gerufen wurde. Zusammen mit der christliche Organisation „Kids in Divorce“ initiieren sie Programme für Scheidungskinder. Sie fordern, dass auch Lehrer für die Probleme von Scheidungskindern sensibilisiert werden. Dass Scheidung auch in Deutschland ein Thema sind zeigen die Statistiken: 2013 wurden hierzulande 169.833 Ehen geschieden. Über 136.000 Kinder waren mitbetroffen. Jedes siebte Kind ist heute ein Scheidungskind. Und Scheidungen sind ohne Frage ein Einschnitt für die Kinder: Die Trennung der Eltern löst einen Schock aus, viele Kinder leiden unter Ängsten, sorgen sich um ihre Eltern, werden wütend. Auch die Initiatorin des Videos, Monica Epperson, hat als Kind selbst mehrere Trennungen durchlebt. Auf einer christlichen Webseite beschreibt sie ihren eigenen Leidensweg durch die fünf Scheidungen ihrer Mutter - und sexuellen Missbrauch durch mehrere Stiefväter. Eine Geschichte, die Mitgefühl weckt und es verständlich macht, dass sich diese Frau der Hilfe für Scheidungskinder verschrieben hat. Doch auch wenn Eppersons Kindheit tragisch ist: Die eine Stimme der Scheidungskinder gibt es nicht. Denn eine Scheidung ist nicht automatisch der schlechteste Weg für die Beteiligten. Langzeitstudien aus den USA zeigen, dass sich ein großer Teil der Kinder von den Folgen einer Scheidung erholen. Wie Kinder mit der Trennung umgehen, kann dabei sehr unterschiedlich sein. Eine wesentliche Rolle spielt, wie die Eltern selbst ihre Trennung verarbeiten. Und daher sind es vor allem die Eltern, die in dieser Zeit Unterstützung brauchen. Damit sie in der Lage sind, ihren Kindern weiterhin ein geborgenes Zuhause zu bieten.