An solchen Vorurteilen ist was dran, wie eine Befragung der Bremer Kulturwissenschaftlerin Ingelore Ebberfeld unter 514 Männern und Frauen zeigt. Ergebnis: Vor die Entscheidung gestellt, würden Frauen eher auf Sex als auf das Küssen verzichten, Männer jedoch eher »das Eine« vorziehen. Frauen knutschen nach eigenem Bekunden auch weit lieber als Männer, und die Redewendung »Ein guter Kuss ist besser als ein Koitus« findet bei ihnen mehr Anklang.
Jeder zehnte verzichtet im Bett auf Küssen
Vielleicht wird dem Küssen insgesamt zu viel Bedeutung beigemessen, fragte sich die Wissenschaftlerin, und wurde fündig: »In Romanen oder Filmen wird beim Geschlechtsverkehr stets geküsst, doch das hat nur begrenzt mit der Realität zu tun.« Denn jeder zehnte Befragte gab an, im Bett aufs Küssen zu verzichten.
Sex besteht nicht nur aus Geschlechtsverkehr
Die Prozentzahlen stehen jedoch in keinem Verhältnis zu der Aufmerksamkeit, welche die Sexualforschung dem Küssen entgegenbringt. Die Kulturwissenschaftlerin ist sich sicher: »Der Kuss wird in den Wissenschaften bislang zu Unrecht völlig vernachlässigt.« Wäre dies anders, »würde es helfen zu zeigen, dass Sexualität nicht nur aus Geschlechtsverkehr besteht«. Sexualforschung werde aber »meist von Männern betrieben, und die sind offenbar zu sehr aufs Genital orientiert«.
