Was ist Leipzig? Konnte die Stadt in den letzten 14 Jahren einen eigenständigen Charakter herausbilden? Und worin unterscheidet er sich von dem, was vorher war? Finden sich noch Spuren der Vergangenheit?
Frank Rothe kam die letzten zehn Jahre als Besucher seines Freundes Dirk Sommer von Berlin nach Leipzig. Anfang des Jahres starb dieser Freund bei einem tragischen Unfall. Der 31-jährige Fotograf hat als Hommage an Dirk Sommer in den letzten sieben Monaten Leipzig in all seinen Facetten fotografisch eingefangen. Das Ergebnis bildet eine umfassende Dokumentation der Stadt, wie sie sich heute darstellt.
Die Ausstellung findet vom 25.10.2003-30.11.2003 in der Galerie Lichtung im Bauwens Haus in Leipzig statt.
Mehr Informationen zu dem Fotografen: www.FrankRothe.de
Frank Rothe zu "Memories of a friend"
"Es gibt wohl kaum eine Stadt, die sich im letzten Jahrzehnt so verändert hat wie Leipzig.
Leipzig war eine schöne Stadt, erzählt man sich, lange ist es her - vor dem zweiten Weltkrieg, danach gab es die DDR und mit ihr ergraute der Putz an den Fassaden der Häuser so wie im gesamten Osten Deutschlands.
In den 90ern war ich oft in der Stadt, mein bester Freund Dirk Sommer lebte dort. Dirk wohnte in einer 150 Quadratmeter großen Wohnung. Alle Leipziger, die ich kannte, lebten damals in solch großen Wohnungen. Es gab eben viel Platz in Leipzig und Ruß gab es ab Mitte der 90er Jahre so gut wie keinen mehr. Die Industrieanlagen waren nach der Wende abgeschaltet worden. Deshalb gab es in den 90er Jahren wenig Arbeit in Leipzig und alle hatten Zeit, um einen Kaffee zu trinken.
Es hätte immer so weiter gehen können. Doch dann, Anfang diesen Jahres, verunglückte mein Freund auf einer Recherchefahrt in der Ukraine. Mit ihm starb Leipzig für mich. Zuerst jedenfalls. Weil ich das nicht zulassen konnte, schon allein deshalb, weil es mein Freund so nicht gewollt hätte, begann ich zu fotografieren.
In den letzten sieben Monaten fuhr ich immer wieder nach Leipzig. Ich wollte die Stadt nicht abbilden, wie ich sie kannte, es sollte etwas Neues werden, etwas das meinen toten Freund überrascht hätte. Etwas das Leipzig überraschen würde. Ich suchte nach Momenten, die Leipzig nicht all zu oft hat, ich wollte der Stadt ein energiegeladenes Image geben, so als wäre sie eine riesige Metropole, fast schon so etwas zwischen Paris und Berlin.
Dabei hat Leipzig gerade mal um die 200.000 Einwohner. Da bleibt nicht viel Energie. Gerade deshalb habe ich den Fotos Tempo einverleibt. Denn durch Tempo, bei einem Autounfall sind mein Freund und mit ihm zwei andere Menschen gestorben. Er war Dokumentarfilmer und ich wünsche mir, dass man in meinen Fotos auch so etwas wie einen kleinen Film entdecken wird. Das wären dann meine 'Memories Of A Friend', weil Dirk Sommer zu den wenigen Leipzigern zählte, die mehr Tempo einforderten, als der Rest der kaffeetrinkenden Einwohner."