Der umstrittene Mediziner Gunther von Hagens darf seine Leichen-Show "Körperwelten" doch in München zeigen. Der Bayerische Verwaltungsgerichtshof (VGH) erlaubte die Ausstellung am Freitag mit Auflagen. Die Richter sahen im Grundsatz keinen Verstoß gegen die Menschenwürde und die guten Sitten. Hagens setzte sich gegen ein Ausstellungsverbot der Stadt München durch, das das Verwaltungsgericht in erster Instanz bestätigt hatte. Die Schau ist wie geplant ab Samstag zu sehen.
Schau erfüllt Lehrzwecke
Nach Ansicht des VGH dient die Ausstellung plastinierter Organe und Organgruppen der medizinischen Anschauung und erfüllt Lehrzwecke. Dies gelte im Ansatz auch für Ganzkörperplastinate. Die Ausstellung sei wegen ihres didaktischen Zwecks von der Wissenschaftsfreiheit nach Artikel 5 Grundgesetz geschützt. Die ungewöhnliche und von vielen unerwünschte Schau verletze noch nicht die Würde des Verstorbenen oder das sittliche Empfinden der Allgemeinheit, urteilten die Richter.
Nicht alle Plastinate erlaubt
Kein didaktisches Anliegen sah der VGH dagegen in einigen Plastinaten, die Hagens bereits zuvor zurückgezogen hatte. Objekte wie ein präpariertes totes Pferd mit Reiter instrumentalisierten eine Leiche zu kreativer Gestaltung; dieser Tabubruch sei mit der Menschenwürde nicht vereinbar.
Verbot von Fan-Artikeln
Das Gericht verbot den Verkauf von Fan-Artikeln, weil dies gegen die guten Sitten verstoße und die Pietät im Umgang mit Leichen verletze. Verkauft werden dürfen nach dem Beschluss nur ausstellungsbezogene Medien wie Kataloge, Videos oder Postkarten. Der Verzehr von Lebensmitteln wird auf einen abgetrennten Bereich beschränkt. Eine Sprecherin von Hagens Institut für Plastination in Heidelberg sagte zu dem Urteil: "Wir sind überglücklich." Die Schau mit 25 präparierten Leichen und Leichenteilen wird bis 15. Juni in München zu sehen sein.
München sprach Verbot aus
Die Stadt München hatte Ende Januar als erste deutsche Stadt die Ausstellung verboten, die in den vergangenen sechs Jahren mit großem Erfolg in Mannheim, Oberhausen, Köln und Berlin zu sehen war. Körperwelten"-Shows finden zurzeit in Seoul und London statt. Den Veranstaltern zufolge sahen bereits elf Millionen Menschen in aller Welt die Ausstellung, darunter 3,9 Millionen in Deutschland.