- 3 von 5 Punkten
- unterhaltsamer Krimi mit Witz und Verfolgungsjagd durch das Residenztheater
Worum geht's?
Im altehrwürdigen Münchner Residenz-Theater wird Tschechows "Die Möwe" aufgeführt. Doch die Vorstellung nimmt eine tragische Wendung, als die aufstrebende Schauspielerin Nora Nielsen (Giulia Goldammer) auf offener Bühne tot zusammenbricht. Batic (Miroslav Nemec), Leitmayr (Udo Wachtveitl) und Hammermann (Ferdinand Hofer) begeben sich hinter die Kulissen der schillernden Theaterwelt, denn sie vermuten den Mörder inmitten des Ensembles. Im hektischen Theateralltag stoßen die Kommissare auf Eifersucht, Affären und Abgründe. Jeder könnte ein Motiv haben.
Warum lohnt sich der "Tatort": "Das Verlangen"?
In ihrem vorletzten Fall dürfen sich Batic und Leitmayr hinter den Kulissen des Residenztheaters austoben, inklusive einer Verfolgungsjagd durch das verwinkelte Treppenhaus. Die Szenerie und der Spagat zwischen Bühnenstück und Fall machen grundsätzlich Spaß, auch der Einstieg in den Krimi ist durch den Tod auf der Bühne stark.
In der exzentrischen Theater-Familie fallen vor allem Ursina Lardi als Star-Schauspielerin Gina Rohland und Vassilissa Reznikoff als smarte Souffleuse positiv auf. Letztere ist im echten Leben Ensemblemitglied im Resi, wie das Theater in München genannt wird. Eine Prise Humor ist auch dabei: Wachtveitl und Nemec nehmen sich und ihren Berufsstand aufs Korn. "Ge, die haben doch alle einen Schuss!", ätzt Leitmayr etwa über das Ensemble oder stöhnt bei einer Vernehmung genervt auf: "Dieses Schauspielergehabe! Zitat hier, Zitat da!"
Was stört?
Es dauert ein bisschen, bis Fahrt in den Fall kommt, auch, weil das Ensemble gelegentlich auch abseits des Theaterstücks ins Theaterschauspiel driftet. Ein, zwei Nebencharaktere weniger hätten dem Krimi gut getan, da viele Fährten nur halbherzig gelegt wurden. Und Leitmayrs leicht misogyne Ansichten über Schauspielerinnen ("Hab auch mal eine gekannt, ich hoff, ich seh die nie wieder!") hätte es auch nicht gebraucht.
Die Kommissare?
Es ist das Ende einer Ära: Seit 1991 ermitteln Miroslav Nemec und Udo Wachtveitl als Münchner "Tatort"-Kommissare Ivo Batic und Franz Leitmayr. Doch nächstes Jahr ist Schluss: Mit einer Doppelfolge werden sich die beiden 2026 von ihren Paraderollen verabschieden. In den Startlöchern für die Nachfolge steht bereits ihr junger Kollege Ferdinand Hofer alias Kalli Hammermann. Er wird künftig in München ermitteln, zusammen mit SEK-Schichtleiter Nikola Buvak, gespielt von Carlo Ljubek. Noch muss Kalli die Hilfsarbeiten übernehmen, doch die alten Hasen raunen sich bereits zu: "Den haben wir ganz gut hingekriegt!". Kalli, von Anfang an ein Publikumsliebling, sorgt auch in dieser Folge dafür, dass der Fall vorankommt.
Ein- oder ausschalten?
Einschalten. Der Blick in die Theaterwelt und die Meta-Kommentare zwischen Stück und Fall machen diesen "Tatort" aus München interessant.