"Tatort"-Doppelfolge Allein gegen die Mafia: Reise ins deutsch-niederländische Grenzgebiet

Tatort heute mit Wotan Wilke Möhring
Szene aus der "Tatort"-Doppelfolge: Thorsten Falke (Wotan Wilke Möhring) und seine niederländische Kollegin Lynn de Baer (Gaite Jansen) bekommen es mit der organisierten Kriminalität zu tun
© NDR/Georges Pauly / ARD
Dieser Fernsehkrimi hat Kinoformat: In der "Tatort"-Doppelfolge gerät das Team um Thorsten Falke in einen brutalen Konflikt mit der niederländischen Mocro-Mafia.
  • 4 von 5 Punkten
  • Dieser "Tatort" erzählt in zwei aufeinanderfolgenden Episoden eine realitätsnahe Geschichte über die organisierte Drogen-Kriminalität

Worum geht's in diesem "Tatort"?

Ein Deutscher verschwindet von einem Campingplatz in den Niederlanden. Es findet sich Blut, doch von dem Mann fehlt jede Spur. Weil es Hinweise auf Drogenkriminalität gibt, übernimmt die Bundespolizei. Thorsten Falke (Wotan Wilke Möhring) bekommt Unterstützung von dem neuen Kollegen Mario Schmitt (Denis Moschitto), der auf Cyberermittlungen spezialisiert ist. Auf niederländischer Seite stößt noch die Polizistin Lynn de Baer (Gaite Jansen) dazu. Als sich herausstellt, dass es sich bei dem Verschwundenen um einen verdeckten Ermittler handelt, nimmt der Fall eine gewaltige Dimension an: Plötzlich kommen die Ermittler der "Mocro-Mafia" in die Quere, die ihre Interessen mit ungeheurer Brutalität durchsetzt - und auch vor Polizei und Staat nicht Halt macht.

Warum lohnt sich die Doppelfolge "Ein guter Tag/Schwarzer Schnee"?

Mit der Entscheidung, am Sonntagabend zwei "Tatort"-Episoden direkt hintereinander zu senden, hat die ARD viel gewagt - und gewonnen. Denn die Doppelfolge spannt ein großes Panorama auf und erzählt von der Drogenkriminalität im deutsch-niederländischen Grenzgebiet. Und der Machtlosigkeit der Behörden, ihrer Herr zu werden. Dass die Handlung so eine Wucht entfaltet, liegt auch an der Realitätsnähe: Die Filme basieren auf einer Recherche von "Spiegel"-Reporter Jürgen Dahlkamp, der über die verfehlte Drogenpolitik in den Niederlanden geschrieben hat. Auf dessen Erkenntnissen hat das Autorenduo Alexander Adolph und Eva Wehrum das Drehbuch aufgebaut. Regisseur Hans Steinbichler ("Hierankl", "Winterreise") hat den Stoff zusammen mit Kameramann Alexander Fischerkoesen visuell so opulent umgesetzt, dass man schon bald vergisst, einen "Tatort" zu schauen und sich in einem internationalen Actionfilm wähnt.

Was stört?

Die Handlung dieser Geschichte ist extrem komplex und verworren, nicht jeder Zuschauer wird da am späten Sonntagabend ganz mitkommen. Zudem wird dem Zuschauer eine zufriedenstellende Auflösung verweigert. Dass nicht alle Rätsel gelöst und das Verbrechen auch nach dem Ende des Krimis in der Welt ist, mag zwar der Realität entsprechen - der Bruch mit der "Tatort"-Konvention, dass auf ein Verbrechen die lückenlose Aufklärung erfolgt, wird aber nicht jedem gefallen.

Tatort mit Wotan Wilke Möhring und Denis Moschitto
Thorsten Falkes neuer "Tatort"-Kollege Mario Schmitt (Denis Moschitto, r.) ist ein ziemlicher Nerd
© NDR/Georges Pauly / ARD

Die Kommissare?

Es ist der erste gemeinsame Fall für das neue Gespann bestehend aus Thorsten Falke und Mario Schmitt. Zwei Männer, wie sie unterschiedlicher nicht sein können. Während Falke immer aus dem Bauch entscheidet, ist sein neuer Kollege ein akribischer, frei von Emotionen arbeitender Kopfmensch. Dass der im Autismus-Spektrum liegen könnte, wird in der Doppelfolge zumindest angedeutet: Die niederländische Kollegin Lynn de Baer, die das Team unterstützt, nennt Schmitt jedenfalls nur "den Autisten". Schmitt selbst deutet das in einer Szene ebenfalls an: "So welche wie du arbeiten nicht bei der Polizei", bekommt er zu hören. "Das hätte ich auch gedacht, aber die Polizei entwickelt sich eben weiter", lautet seine Antwort. In jedem Fall eine spannende Figur, die eine neue Farbe in das "Tatort"-Universum bringt.

Ein- oder ausschalten?

Wenn Sie bis 23.15 Uhr wach bleiben können und genügend Sitzfleisch haben, schalten Sie ein. Der "Tatort" macht es dem Zuschauer nicht immer ganz einfach - aber er lohnt sich.

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