Matisse-Ausstellung Geballte Weiblichkeit

"Im Grunde gibt es nur einen: Matisse." Dieser Satz stammt von Pablo Picasso und er könnte als Leitspruch auch über der Ausstellung mit rund 200 Werken des französischen Malers Henri Matisse stehen, die ab Samstag in der Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen in Düsseldorf zu sehen ist.

"Interieur und Weiblichkeit machen zwei Drittel seines Werks aus", erklärte Pia Müller-Tamm. Sie ist die Kuratorin der ersten großen Ausstellung zum Werk des französischen Künstlers (1869-1954) in Deutschland seit über 20 Jahren. Was da an den Wänden hänge zeige "auch den Blick des Malers vom Innen- in den Außenraum, seine Sicht auf die Welt durch das Werk", betonten die Ausstellungsmacher. Liegen, Lesen, Räkeln, Träumen: Die weiblichen Figuren in den Werken des französischen Künstlers Henri Matisse sind in sich gekehrte, in sich versunkene, stille, oft - trotz körperlicher Anwesenheit - abwesende Frauen. Matisse’ Werk sei von Weiblichkeit "zur Gänze infiziert", sagte Müller-Tamm.

Vielfältiges Repertoire an Öffnungen

Ob "Interieur in Collioure, Mittagsruhe", in dem sich der Innenraum voll mit Bett und Stuhl auf einen Balkon öffnet, ob "Carmelina", ein Akt, in dem man den porträtierenden Maler im Spiegel sieht, ob "Schweizer Interieur" mit lesender Jane Matisse vor einem Fenster oder "Frau mit Goldfischen" vor einem durchbrochenen Paravent: Matisse habe ein vielfältiges "Repertoire an Öffnungen" entwickelt, sagte Müller-Tamm. Selbst die reinen Stillleben sind von Weiblichkeit durchdrungen: Ob als Skulpturen und Bilder des Künstlers, die er den Vasen, Gefäßen und dem auf Tischen arrangierten Obst zugesellt oder symbolisch - wie in den offenen Muscheln und Blumen der "Tulpen und Austern auf schwarzem Grund".

Im Mittelpunkt: die weibliche Figur

Neben rund 90 Gemälden des 1954 verstorbenen Matisse sind rund 75 Zeichnungen und Grafiken, 25 Skulpturen und zwei Papierschnitte des Universalgenies zu sehen und zu erleben. In einer hochrangigen Werkauswahl präsentiert die Ausstellung das wichtigstes Sujet des Künstlers, das er während seines gesamten Schaffens umkreist hat: die weibliche Figur. Zahlreiche Darstellungen zeigen Frauen beim Lesen, Schlafen oder Träumen, passive Figuren, die in orientalische Stoffe gehüllt, als Odalisken verkleidet auf Chaiselongues lagern. In diesen Themenkreis spielen auch weitere Sujets hinein: Porträts, Stillleben, Atelier-Räume sowie Ausblicke vom Innen- in den Außenraum.

Herausragende Werke als Leihgaben

Die Leihgaben stammen nach Angaben von Museumsdirektor Armin Zweite von internationalen Museen und Privatsammlungen etwa aus Paris, London, St. Petersburg, Boston, Chicago, Detroit, New York, Philadelphia, Washington. Da findet sich "La danse" aus dem Jahr 1912, vor dem man als Betrachter Mühe hat, nicht in den Tanz auf der Leinwand miteinzufallen. Da hängt "La lecon de piano" von 1916 und man hört förmlich das Pianospiel aus dem Bild heraus. Und da ist natürlich auch das weltberühmte Bild "Interieur rouge, nature morte sur table bleue" aus dem Jahre 1947, das zum Bestand der Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen zählt.

Film über Matisse' Interieurs

Die Veranstalter rechnen mit bis zu 250.000 Besuchern. Ergänzend zu den ausgestellten Matisse-Werken sind auch zahlreiche historische Fotografien von Cartier-Bresson, Brassaï, Helene Adant und anderen bedeutenden Künstler-Fotografen zu sehen. Sie zeigen ihre jeweils eigene Sicht auf Matisse’ weibliche Modelle und seine kunstvoll inszenierten Atelierräume. Speziell für die Ausstellung hat Heinz Peter Schwerfel einen Film über Matisse' Interieurs produziert, der in der Schau zu sehen ist.

Die Ausstellung ist noch bis zum 19. Februar in dem Museum am Rand der Düsseldorfer Altstadt zu sehen. Der Titel der ersten umfassenden Schau in Deutschland über den Künstler seit fast 25 Jahren lautet schlicht: "Henri Matisse - Figur-Farbe-Raum." www.kunstsammlung.de, www.henrimatisse.de