"Tagesschau"-Sprecher Constantin Schreiber über schlechte Nachrichten: "Die Bilder verfolgten mich bis in den Schlaf"

Constantin Schreiber, ein Mann in Sakko und Hemd
Constantin Schreiber, 44, ist Nachrichtensprecher und Autor
© Eibner / Imago Images
"Tagesschau"-Sprecher Constantin Schreiber verrät, welche Methode er gefunden hat, mit schlechten Nachrichten umzugehen – und was er über das Glücklichsein gelernt hat.

Herr Schreiber, Sie haben mal erzählt, Leute würden Ihnen schreiben, Sie dürften in der "Tagesschau" nicht lächeln, die Welt sei schrecklich. Wie fröhlich darf ein "Tagesschau"-Sprecher sein? 
Ich habe mir gerade angesichts der vielen schlechten Nachrichten immer wieder Gedanken darüber gemacht. Und ja, das ist eine schwierige Frage. Einerseits wollen die Leute vor dem Fernseher nicht mit Weltuntergangsmiene begrüßt werden. Andererseits finden sie es unpassend, wenn wir lächeln und daraufhin schlechte Nachrichten verkünden. Bei mir beschränkt sich das freundliche Gegenübertreten auf die Begrüßung und die Verabschiedung. Bei ernsten Nachrichten ist es wichtig, nicht einmal den Ansatz eines Lächelns zu zeigen, aber das versteht sich ja von selbst.  

Belasten Sie die schlechten Nachrichten, über die Sie, vor allem in der letzten Zeit, fast täglich berichten müssen? 
Früher hatte ich das Gefühl, sehr resilient zu sein. Dann gab es einen Moment, mitten in einer 20 Uhr-"Tagesschau", in dem ich merkte: Das geht mir zu nahe. Zu dem Zeitpunkt war gerade der Ukraine-Krieg ausgebrochen. Die Bilder verfolgten mich bis in den Schlaf. Während der Moderation musste ich mich zusammenreißen und wusste: Ich muss jetzt etwas tun, damit mich die Nachrichten nicht mehr so sehr mitnehmen.