Fast acht Monate nach dem tödlichen Sturz eines 15-Jährigen aus einem Hamburger Hochhaus hat vor dem Landgericht ein Prozess gegen zehn junge Männer begonnen. Die Staatsanwaltschaft wirft sieben von ihnen besonders schweren Raub mit Todesfolge in Tateinheit mit gefährlicher Körperverletzung vor. Drei weitere Heranwachsende sind wegen Beihilfe angeklagt.
Der Prozess wird vor einer Großen Strafkammer als Jugendkammer geführt, weil neun der zehn Angeklagten zur Tatzeit Jugendliche oder Heranwachsende waren. Nach Verlesung der Anklage und einem Eröffnungsstatement des Nebenklagevertreters schloss die Kammer die Öffentlichkeit bis zum Ende der Beweisaufnahme aus.
Überfall wegen einer Streitigkeit
Den Angaben der Staatsanwaltschaft zufolge sollen die sieben Hauptangeklagten mit einem weiteren gesondert Verfolgten am 14. April einen jungen Mann wegen einer Streitigkeit in seiner Wohnung im Stadtteil Wilstorf überfallen haben. Kurz nach Mitternacht hätten sie den Mann aufgefordert, aus der Wohnung zu kommen. Als er sich geweigert habe, hätten sie die Wohnungstür aufgebrochen. Einer von ihnen habe mit einer Machete eine gläserne Zwischentür eingeschlagen, hieß es.
Die vier in der Wohnung Anwesenden - nach damaligen Polizeiangaben der 15-Jährige und drei Männer im Alter zwischen 17 und 21 Jahren - seien dann auf einen Balkon geflüchtet. Die Angreifer schlugen einem der Überfallenen demnach mit der Faust ins Gesicht und schüchterten ihn mit einem Baseballschläger ein. Einen anderen hätten sie mit einem Messer bedroht.
15-Jähriger stürzt auf Flucht in den Tod
Unterdessen sei es einem dritten Anwesenden gelungen, über die Balkonbrüstung auf den darunter liegenden Balkon zu klettern und sich in Sicherheit zu bringen. Der 15-Jährige habe es ihm gleichtun wollen, habe jedoch den Halt verloren und sei aus dem achten Obergeschoss in den Tod gestürzt, hieß es von der Staatsanwaltschaft.
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Die Angreifer seien mit 1.000 Euro Bargeld, zwei Handys und weiteren Gegenständen aus der Wohnung geflüchtet. Die drei wegen Beihilfe Angeklagten sollen während der Tat vor dem Hochhaus Schmiere gestanden haben. Noch in der Tatnacht sowie einige Tage später hatte die Polizei in Hamburg und Bordesholm (Kreis Rendsburg-Eckernförde) mehrere Verdächtige festgenommen. Alle zehn Angeklagten sind Syrer.