Manchmal können Dinge nicht warten. Sie müssen raus, jetzt sofort, gehören geklärt und aus der Welt. Oder, wie im Fall der Frau, die heute früh im Café neben mir saß, in die Welt. Sie habe einen neuen Job, posaunte sie in Richtung ihres Handys. Die Bezahlung sei viel besser jetzt, die Arbeitszeiten traumhaft, die Beförderungschancen enorm. Ich freute mich für sie, ehrlich. Aber als sie anfing, sich über ihren alten Chef, dieses miese Arschloch auszulassen, wurde es mir dann doch etwas zu viel. Nachdem ich zusammen mit zehn weiteren Personen eine halbe Stunde lang sämtliche Stationen ihres Berufslebens inklusive pikanter Details angehört hatte, nahm ich also meine Sachen und ging.
Nun bin ich keineswegs eine Person, die findet, Sorgen und Freuden gehörten ins stille Kämmerlein. Im Gegenteil, ich bin für das Teilen unserer tiefsten Geheimnisse, für Ehrlichkeit in jeder Lebenslage.