Einen Tag braucht Marc Fiedler, 24, nur noch, um seinen gesamten Hausstand in Kisten zu verpacken. Küche: Töpfe. Schlafzimmer: Kleidung. Die Beschriftungen müssen möglichst präzise sein, um schnell alles wiederzufinden. Vier Umzüge in vier Jahren haben ihn zum Profi werden lassen. Potentielle Vermieter schreckt die Anzahl ab. Aber Marc hat gute Erklärungen dafür.
Die erste Wohnung fürs Studium in Wiesbaden, die zweite für sechs Monate Praktikum in Köln. Die dritte wieder in Wiesbaden, um zu Ende zu studieren, die vierte wieder in Köln für den ersten Job.
Nun hofft Marc, dass er bald zum fünften Mal umziehen darf. Denn in seinem ersten Arbeitsvertrag war die Probezeit für sechs Monate vermerkt. Und mit solch einem befristeten Vertrag hat er es nicht in die Endauswahl der Vermieter geschafft. Einzig eine Zeitwohnung mit 25 Quadratmetern und einem Zimmer für 1150 Euro warm wurde ihm angeboten, voll möbliert.
Die Wohnung ist teuer, viel teurer als andere vergleichbare Unterkünfte. Doch dafür werden auch befristete Arbeitsverträge anerkannt.
Und deshalb musste Marc sie nehmen, obwohl er eigentlich selbst Möbel besitzt. Seit sieben Monaten wohnt er nun dort, wird finanziell unterstützt von seinen Eltern. Sein Vater ist es auch, der Marcs Möbel einlagert. Auf einer Europalette hat er die bei sich in der Firma untergebracht.
"Warum wollen Sie umziehen?" Die Antworten auf diese Frage sind so vielfältig und spannend wie der Wohnungsmarkt selbst. In dieser Serie lässt der stern jede Woche Menschen erzählen, warum sie eine neue Wohnung suchen.
Nun hat Marc die Probezeit geschafft. Und wünscht sich, bald wieder in seinem eigenen Bett schlafen zu dürfen. Marc ist 1,97m groß, braucht eigentlich ein Bett in Übergröße. In der 25-Quadratmeter-Wohnung muss er sich im Bett zusammenrollen, damit er reinpasst. Manchmal stellt er sich vor, wer vorher schon mit den Töpfen gekocht, wer vor ihm schon in dem Bett geschlafen hat.
Marc versucht, seiner Odyssee auch etwas Gutes abzugewinnen. In den vier Jahren hat er in allen Geschossen gewohnt. In einer Dachgeschosswohnung, im ersten Stock, im zweiten Stock und aktuell im Souterrain. Von Altbau mit Stäbchenparkett und vier Meter hohen Decken bis hin zum sanierten Neubau: Für Marc war es auch eine Chance, seine Wohnungsvorliebe kennenzulernen.

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Und auch fürs Leben hat er gelernt. In seiner ersten Kölner Wohnung, sechs Monate zur Zwischenmiete, hat er fast zwei Tage lang das Ceranfeld angelassen. Noch heute sagt er, er habe einen Engel gehabt. Er mag sich nicht ausmalen, was passiert wäre, hätte er seine Müsli-Packung morgens daraufgestellt.
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