Zerstörter Kachowka-Staudamm "Es ist unkontrollierbar, was da gerade passiert" – Wasserbau-Experte über Lage am Dnipro

Das Hochwasser erreicht das Gemeindezentrum der Stadt Nowa Kachowka
Das Hochwasser erreicht das Gemeindezentrum der Stadt Nowa Kachowka
© Alexei Konovalov / Tass / Imago Images
Sehen Sie im Video: "Es ist unkontrollierbar, was da gerade passiert" – Wasserbau-Experte über Lage am Dnipro.




STORY: (HINWEIS: DIESER BEITRAG IST OHNE ZUSÄTZLICHE VERTONUNG) Wie groß ist der Schaden am Kachowks-Staudamm? Arndt Hartlieb, Wasserbauexperte TU München: "Ich beurteile jetzt wirklich nur das, was ich hier sehe auf dem Video. Das ist also wirklich eine sehr katastrophale Situation. Wir haben eine wirklich sehr große Bresche in diesem Staudamm im Bereich von einem Wehr, im Bereich einer Beton-Staumauer. Man sieht da hinten auch andere Erddamm-Bereiche. Hier ist irgendwie die ursprüngliche Wehranlage, die auf großen Teil wirklich komplett zerstört ist. Man sieht auch eine Bresche hier im Bereich der Wasserkraftanlagen und das ist wirklich ein Riesenloch mit einem gewaltigen Abfluss, der jetzt da durchströmt. Also, das ist wirklich eine katastrophale Situation. Man hat auch mit Sicherheit keine Chance, jetzt direkt hier an der Schadstelle noch irgendwas zu reparieren, zu richten. Also, da glaube ich, ist es unkontrollierbar, was da gerade passiert. Ob das jetzt sogar noch weiter aufgeht? Das sieht jetzt auf dem Video nicht so aus, dass jetzt da noch durch zusätzliche Erosion die Bresche sozusagen noch größer wird, würde ich mal sagen. Das sieht nicht so aus, aber kann natürlich auch noch passieren, dass das noch größer wird." Was muss nun als Nächstes passieren? "Natürlich denkt man erst dann an die Rettung der Leute, die da unten betroffen sind. Das ist mal das Wichtigste, dass man die Leute jetzt evakuiert, dass man die aus der Gefahrenzone rausbringt und dass man hoffentlich genug Zeit hat, dass das passiert. Und erst dann kann man drüber nachdenken, wie soll man denn damit umgehen? Weil, wie gesagt, dass jetzt unter Abfluss zu reparieren, wird nicht funktionieren. Da muss man sehr langfristig drüber nachdenken, wie man so eine Anlage wieder errichten kann. Das wird wahrscheinlich erst passieren können, wenn der Krieg beendet ist. Also das ist natürlich dann auch eine gewaltige Herausforderung, so eine Anlage wieder aufzubauen."
Arndt Hartlieb von der TU München bezeichnet die Situation als "katastrophal". Bis der Staudamm repariert werden könne, könne es dauern – wahrscheinlich bis nach dem Krieg.