Helden des Körpers Die Nebenschilddrüsen

Sie sind kaum größer als ein Reiskorn, und kaum jemand kennt sie. Die meisten Menschen haben vier davon, manche auch sechs oder acht.

Chirurgen fürchten die Glandulae parathyroideae, die Nebenschilddrüsen, weil sie so klein und oft schlecht zu finden sind. Müssen sie entfernt werden, etwa bei Schilddrüsenkrebs, versuchen die Operateure, wenigstens einen der Winzlinge im Muskelgewebe von Hals, Unterarm oder Bein einzupflanzen - in der Hoffnung, dass die Drüse dort weiter ihr Hormon produziert. Denn die unscheinbaren Knöttelchen sind die Exklusivproduzenten des Hormons Parathormon, das für die Regulierung des Kalzium- und Phosphathaushalts unentbehrlich ist. In Abstimmung mit dem in der Schilddrüse hergestellten Calcitonin justiert das Parathormon den hochsensiblen Kalziumwert im Blut - eine knifflige Feinabstimmung, zu der Vitamin D benötigt wird.

Patzen die kleinen Drüsen, droht Schlimmes: Sind sie zu freigebig mit dem Parathormon, gelangt zu viel Kalzium ins Blut. Es bilden sich Steine in Niere und Galle, Osteoporose schwächt die Knochen, die Magenschleimhaut schmerzt. Fehlen sie dagegen, können Muskelkrämpfe die Folge sein - bis hin zum Tod. Patienten, denen die kleinen Helden ersatzlos entnommen wurden, müssen lebenslang Vitamin D und Kalzium einnehmen. Sie erhalten sogar einen Notfallausweis.

Das Parathormon selbst zu verabreichen hat sich übrigens nicht bewährt - die genaue Dosierung zum richtigen Zeitpunkt zu bestimmen ist viel zu aufwendig.

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Christiane Löll

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