Das Geschrei ist groß, der kleine Leib fühlt sich hart an und ist aufgebläht: Meist steckt dann zu viel Luft in Babys Bauch. Das passiert vor allem in den ersten drei Lebensmonaten oft und ist völlig harmlos. Denn der Darm muss sich an seine neue Aufgabe erst noch gewöhnen. Schließlich hatte er im Mutterleib noch nichts zu verdauen, da gelangte die Nahrung ganz bequem über die Nabelschnur direkt ins Blut.
Gegen solche so genannten Säuglingskoliken helfen Kümmel-, Fenchel- oder Anistee. Auch der Fliegergriff, mit dem das Kind bäuchlings auf dem Unterarm getragen wird, oder eine kleine Massage beruhigen den kleinen Brüller.
Schmutz und Keime lassen es im Bauch grummeln
Dieselbe Prozedur hilft auch bei Bauchweh während des Abstillens. Denn auch in dieser Zeit kann Ihr Baby schreien, weil Luft in seinem Leib rumort. Bleibt die Milch weg und gelangt Ungewohntes in den Magen, muss sich der Darm schon wieder umgewöhnen. Ab und zu ein Fläschchen mit warmem Fencheltee erleichtert die Umstellung auf feste Nahrung.
Der Darm von Krabbelkindern muss noch mehr aushalten. Die Kleinen fassen alles an und stecken es in den Mund. Staub, Schmutz, Keime - alles gelangt in den kleinen Körper. Davon kann es nicht nur im Bauch grummeln, möglicherweise lösen die Erreger auch eine Infektion aus, Fieber und Erbrechen können folgen.
Eklig, aber harmlos: Würmer im Darm
Weil Kinder auch gerne Dreck oder sogar Kot in den Mund stecken, können Würmer in den Darm gelangen. Die winzigen Lebewesen sind eklig, aber ungefährlich. Dennoch können sie Bauchschmerzen verursachen, manchmal lösen sie auch Juckreiz aus.
Haben Sie den Verdacht, Ihr Kind habe einen Parasiten, schauen Sie sich sorgfältig seine Hinterlassenschaft an. Bandwürmer etwa lassen sich mit bloßem Auge erkennen. Sie können aber auch zum Arzt gehen. Er kann den Stuhl untersuchen und verschreibt gegebenenfalls ein Mittel gegen die unerwünschten Mitbewohner.
Bauchweh, weil der Topf so fremd ist
Kinder, die keine Windel mehr tragen, bekommen bisweilen genau deshalb Bauchschmerzen. Gewöhnen sie sich gerade um und versuchen sich auf dem Topf, verschieben sie gern den Gang dahin oder lassen sich durch interessantere Dinge ablenken. Dann stockt der Darm, die mögliche Folge ist Verstopfung. Und das tut irgendwann weh.
Vielleicht verträgt Ihr Kind bestimmte Nahrungsmittel nicht. Auch das kann Bauchweh verursachen. Das können im Prinzip alle Lebensmittel sein, sogar Milch. Wenn Sie einen entsprechenden Verdacht haben, sprechen Sie mit Ihrer Kinderärztin: Sie kann testen, ob eine Nahrungsmittel-Unverträglichkeit oder gar eine Lebensmittel-Allergie vorliegt.
Starke Schmerzen bedeuten: lieber zum Arzt
Bekommt Ihr Kind ganz plötzlich heftige Bauchschmerzen, könnte es sich um eine gefährliche Darm-Einstülpung oder um einen Leistenbruch handeln. Sie sollten dann schleunigst mit Ihrem Kind zum Arzt fahren. Eine Blinddarm-Entzündung kann ebenfalls eine Ursache sein. Bei Kindern unter vier Jahren kommt das aber eher selten vor. Erste Anzeichen dafür sind starke Schmerzen im Unterbauch.
Wenn Kinder über Bauchweh klagen, ist übrigens nicht immer tatsächlich der Bauch schuld. Selbst bei einer Lungen- oder Ohren-Entzündung zeigen kleinere Kinder jammernd auf ihren Unterleib, weil sie den Schmerz noch nicht richtig einordnen können.
Spätestens mit der Schule kommt der Stress-Bauch
Seelische Probleme wie etwa Stress bereiten Kleinkindern unter vier Jahren noch keine Schmerzen. Fühlen sie sich überfordert oder überreizt, reagieren sie eher launisch und aggressiv, oder sie können schlecht einschlafen.
Doch schon Vorschulkinder können auf Stress mit Bauchschmerzen reagieren: Rund 75 Prozent aller Kinder ab fünf Jahren haben ab und zu Bauchgrimmen, ohne dass eine Krankheit dahinter steckt. Leistungsdruck in der Schule oder Ärger mit Spielkameraden können in diesem Alter durchaus auf den Magen schlagen. Möglicherweise ist Ihrem Kind obendrein übel, es mag morgens nichts essen oder es hat immer mal wieder Durchfall.
Bauchschmerzen ohne körperliche Ursache
Das ist kein Grund zur Sorge: Diese Wehwehchen, von Fachleuten wegen der fehlenden körperlichen Ursache funktionelle Bauchschmerzen genannt, müssen nicht behandelt werden. Erst wenn die Schmerzen stärker werden und einfach nicht vergehen wollen, sollten Sie mit Ihrem Kind zum Arzt gehen.
Manchmal entstehen diese funktionellen Bauchschmerzen auch, weil Ihr Kind sich den Magen verdorben hat - auch wenn das schon einige Zeit zurückliegt. Oder eine alte Verletzung ist schuld daran, etwa wenn Ihr Kind beim Spielen in den Bauch getreten wurde. Selbst wenn der Vorfall längst vergessen ist, kann er noch immer im Unterleib nachwirken. Möglicherweise sitzen bei Ihrem Kind auch überempfindliche Nerven im Darm, die Alarm schlagen, obwohl sich der Darm ganz normal bewegt.
Seelische Probleme können auf den Bauch schlagen
Vielleicht hat Ihr Kind auch Bauchweh, weil es von Mitschülern geärgert wird oder weil es sich vor Klassenarbeiten fürchtet. Sprechen Sie mit Ihrem Kind über die Probleme oder versuchen Sie es zu beruhigen und abzulenken. Oft helfen Entspannungstechniken oder ein schönes Spiel.
Aufregung, egal ob aus Freude oder Kummer, schlägt vielen Kindern auf den Darm. Doch manche müssen ständig und immer mehrmals am Tag aufs Klo oder haben sogar leichten Durchfall, Fachleute sprechen dann vom Reizdarm. Der muss nicht unbedingt weh tun: Typisch sind drei oder mehr Stuhlgänge am Tag, der Kot ist wie Brei und enthält häufig noch unverdaute Nahrung.
Wenn Ihr Kind sich trotzdem wohl fühlt, kein Fieber hat und der Stuhl nicht mit Blut versetzt ist, brauchen Sie sich keine Sorgen zu machen. Sie sollten aber ab und an den Kinderarzt prüfen lassen, ob sich Ihr Kind altersgemäß entwickelt.
Nahrungsmittel-Unverträglichkeit
Fruchtsäfte sind zwar lecker, aber nicht immer gut für Ihr Kind. Manche enthalten viel Fruchtzucker oder gar den Zucker-Austauschstoff Sorbit. Beide Stoffe kann nicht jeder Darm mühelos verarbeiten; viele Menschen bekommen davon Blähungen oder Durchfall, besonders Kinder. Achten Sie deshalb darauf, dass Ihr Kind nicht zu viel Fruchtsaft trinkt. Mineralwasser oder ungesüßte Früchtetees sind gesünder für den Darm und für die Zähne.
Immer mehr Kinder können bestimmte Lebensmittel nicht vertragen. Zum Beispiel den in Milch enthaltenen Milchzucker, die so genannte Laktose: Etwa jedes zehnte Schulkind leidet unter dieser Laktose-Unverträglichkeit und bekommt davon Blähungen und Bauchschmerzen. Joghurt, Käse oder Soja-Produkte vertragen sie hingegen meist problemlos.
Milch und Getreide vertragen viele Kinder nicht
Wenn Sie vermuten, dass Ihr Kind eine Unverträglichkeit haben könnte, streichen Sie ein bis zwei Wochen lang alle Milchprodukte oder andere in Frage kommende Lebensmittel vom Speisezettel. Grummelt der Bauch in dieser Zeit nicht, sollten Sie danach zum Arzt gehen, um sich Ihren Verdacht bestätigen zu lassen. Sollte Ihr Kind tatsächlich Milch oder irgendeine andere Speise nicht vertragen, wäre es besser, es verzichtete darauf. Sonst kann der Darm mit der Zeit Schaden nehmen.
Einige Kinder vertragen kein Getreide, genauer: das Klebereiweiß Gluten. Es kommt in Brot, Nudeln und Kuchen vor sowie in allen anderen Speisen, die Getreide enthalten. Solche Kinder bekommen starken Durchfall, verlieren an Gewicht, ihr Bauch fühlt sich an wie aufgebläht.
Diese so genannte Zöliakie ist eine ernste Krankheit, die von einem Kinderarzt oder einem Facharzt für Magenkrankheiten behandelt werden sollte. Denn Diäten allein helfen diesen Kindern nicht.
Allergie-Auslöser: Erdnüsse und Erdbeeren
Seltener als Nahrungsmittel-Unverträglichkeiten sind Allergien gegen bestimmte Speisen. Doch sie können gefährlich werden: Manche Kinder bekommen Pusteln oder gar Atemnot, wenn sie etwas essen, auf das sie allergisch reagieren. Das können Erdnüsse sein oder Erdbeeren, Fische oder Äpfel.
Wenn Sie feststellen, dass Ihr Kind zum Beispiel jedes Mal schwer atmet, nachdem es einige Zeit zuvor etwas Bestimmtes gegessen hat, sollten Sie zum Allergologen gehen - er kann einen Test durchführen und prüfen, auf welche Substanz Ihr Kind allergisch reagiert. Ihre Tochter oder Ihr Sohn sollte in Zukunft dieses Lebensmittel meiden.
Wann zum Arzt?
Leichtes Bauchweh ist meist harmlos. Fragen Sie Ihr Kind, ob es Lust auf ein Eis oder eine andere Lieblingsspeise hat. Wenn ja, kann es mit den Bauchschmerzen nicht so schlimm sein. Auch wer sich leicht mit einem Spiel oder einem Buch ablenken lässt, ist in der Regel kein Fall für den Kinderarzt.
Ein Alarmzeichen ist es jedoch, wenn die Schmerzen nicht nachlassen oder Sie den Eindruck haben, dass sie immer heftiger werden. Richtig ernst wird es, wenn außer den Schmerzen noch weitere Symptome auftreten. Etwa,
- wenn Ihr Kind hohes Fieber hat oder sich erbricht
- wenn der Bauch stark gebläht ist und Ihr Kind bereits bei leichtem Druck sichtbar mit Schmerzen reagiert
- wenn Sie Blut im Stuhl oder im Urin Ihres Kindes sehen
- wenn Ihr Kind über Schmerzen im Oberbauch jammert und Probleme mit dem Atmen hat
- wenn Ihr Kind deutlich abgenommen oder längere Zeit nicht an Gewicht zugenommen hat
- wenn Ihr Kind häufig Durchfall hat oder gerade unter starkem Durchfall mit mehr als acht wässrigen Stühlen am Tag leidet
Keine Zäpfchen, Pillen oder Säfte gegen den Schmerz
Achtung: Geben Sie Ihrem Kind keine Schmerz-Tabletten oder -Zäpfchen, bis die Ärztin die Ursache für die Schmerzen geklärt hat. Denn bei schweren Fällen sind diese Medikamente die falsche Wahl, zum Beispiel bei einer Blinddarm-Entzündung, einem eingestülpten Darm, einem dauerhaft entzündeten Dickdarm oder bei einem Darm-Verschluss.
Bei manchen Kindern kann sich der Darm einstülpen, dann schiebt sich ein Darmabschnitt in den anderen. Ihrem Kind wird das höllisch weh tun. Bitte gehen Sie sofort mit Ihrem Kind zum Arzt. Sonst kann es zu einem lebensgefährlichen Darmverschluss kommen.
Weniger ernst, aber dennoch ein Fall für den Arzt, sind Bauchschmerzen, die immer wieder kommen und womöglich auch noch von Durchfall begleitet werden. Auch wenn Ihr Kind nach dem Essen immer wieder Schmerzen hat, sollten Sie mit dem Arzt darüber sprechen: Der Magen kann gereizt oder die Speiseröhre entzündet sein.
Quengelt Ihr Kind, wenn es sich hinlegen soll oder auf der Toilette sitzt? Vielleicht hat es Probleme mit der Blase oder der Niere, die in den Rücken ausstrahlen oder das Wasserlassen erschweren. Auch dann sollten Sie mit Ihrer Tochter oder Ihrem Sohn zum Arzt gehen.
Seltene Darmkrankheiten kann nur der Arzt feststellen
Möglicherweise steckt auch eine chronische Darmentzündung hinter den Bauchschmerzen, zum Beispiel der so genannte Morbus Crohn. Gehen Sie mit Ihrem Kind zur Ärztin, wenn es abnimmt oder wenn Sie meinen, dass es nicht mehr wächst. Viele chronische Darmkrankheiten kann die Ärztin mittels eines Stuhltests nachweisen.
In seltenen Fällen ist der Darm von Kindern enger als normal. Diese Fehlbildung ist angeboren. Wenn der enge Darm sich bewegt, um den Stuhl voranzutreiben, schmerzt das.