Die Haarverluste sind für viele Frauen etwas ganz schlimmes. Krebs sieht man nicht. Keine Haare schon . Ich habe von Feundinnen gehört, die ihren Spiegel verhangen haben. Ich verstehe das - aber ist es nicht der falsche Weg? Sollten wir uns nicht über jedes Haar freuen, das wir verlieren? Zeigt es uns doch, dass die Therapie anschlägt.
Ich habe meinen Kindern immer gesagt:„Der Körper kümmert sich in der Zeit mehr um den Kampf und hat keine Zeit sich um so etwas unwesentliches wie Haare zu kümmern“.
Bei mir fielen sie schon 2 Wochen nach der ersten Infusion aus. Ich musste nur leicht ins Haar fassen und hatte gleich ein Büschel in der Hand. Das war ein sehr unangenehmer Prozeß, weil er mit einem ziemlichen Spannungskopfschmerz einher ging, der erst aufhörte, als mir eine befreundete Friseurin alle Haare rasiert hatte. Danke, Anke!
Beim ersten Chemogespräch erhält man ein Rezept für eine Perücke. Ich habe es nicht in Anspruch genommen: es war Sommer und ich wusste, dass man unter den Plastikdingern (Echthaarperücken sind unglaublich teuer) ziemlich schwitzt. Allerdings finde ich es toll, dass viele Frauen sich mit bunten, aufgedrehten Perücken eine schöne Zeit machen. Auch ich habe ein wenig „Extrem-Fashion-Victim“ gespielt, in dem ich mir zwei mal ein Henna-Tattoo auf den Kopf habe malen lassen.

Kurz vor jeder neuen Infusion kamen die Haupthaare ein wenig wieder, verschwanden aber schnell mit dem neuen Gift.
Nach der 4. Infusion verschwanden dann auch die restlichen Haare – ja: alle! Das war zum Teil dann sogar angenehm – Copacabana for free (Anmerkung: bei der brasilianischen Intim-Wachsrasur heisst es Copacabana, wenn man alle Haare weg haben will).
Ein wenig unangenehm wurde es dann natürlich bei den Augenbrauen und Wimpern, denn wenn wo vorher noch eine modische Frau mit Glatze stand, war nun – nicht zu unrecht -eine kranke Frau zu sehen. Und die Gesellschaft reagiert mit Abstand halten auf Krankheit.

Das Nachschminken oder Ankleben falscher Augenbrauen und Wimpern geht sehr leicht. Man sollte einfach jemanden fragen, der sich ein wenig damit auskennt. Es gibt auch Schminkkurse – diese dienen vor allem auch dem Austausch von Krebspatienten.
Es gibt auch viele Frauen, bei denen manche Haarpartien, wie Wimpern oder Augenbrauen nicht ausfallen. Darüber muss man sich keine Sorgen machen.
3 Wochen nach der letzten Infusion kamen die Haare dann wieder. Zuerst ein Flaum, dann eine schöne Kurzhaarfrisur – alles mit einem schönen grau durchzogen: echt schick. Bei vielen Frauen kommen die Haare in schönen Wellen wieder. Das liegt daran, dass die Haare noch nicht gesund sind. Das wächst allerdings wieder raus und die alte Haarstruktur ist nach spätestens 2 Monaten wieder da. Unterstützen kann man das Anfangswachstum mit natürlichen Produkten, die wohltuend für die Kopfhaut sind - zum Beispiel mit Cocosöl.


Da meine Wimpern nicht so wie früher nachgekommen sind, habe ich vor ein paar Wochen ein Wimperwachstumserum ausprobiert: es wirkt! Meine alten „Augenregenschirme“ sind wieder da! Das Serum wirkt auch bei Augenbrauen – aber Achtung: Es verlängert die Haare – also: früh genug aufhören, sonst heisst es: Zöpfe flechten!

Nachtrag 16. 1.2015: Eben habe ich von einer tollen Anwendung gehört (Danke, Anne!): Cold Caps. Das sind Eiskappen, die während den Infusionen + 30 Minuten auf den Kopf gesetzt werden. Dadurch wird die Durchblutung im Kopf für die Zeit gestoppt und das Gift gerät nicht in die Kopfhaut - entsprechend weniger bis gar keine Haare fallen aus.
Ich wünsche allen, die sich gerade in dieser Phase der Heilung befinden, alles Gute! Bei Fragen: Immer gerne in die Kommentare!