Tipps vom Psychologen So ruinieren Sie sich Ihre Urlaubserholung garantiert

Füße am Strand: Entspannt im Urlaub
Noch entspannt? Mit ein paar Tipps sind Sie schnell wieder auf Ihrem ursprünglichen Stresslevel.
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Gerade noch entspannt am Strand - und am nächsten Tag schon wieder auf dem Bürostuhl: Die Erholung ist nach dem Urlaub oft schnell wieder weg. Eine Psychologin gibt Tipps, wie es noch zügiger geht.

Frau Scharnhorst, ausschlafen, gut frühstücken und dann ab ans Meer - wer das ganze Jahr geackert hat, kann sich im Urlaub erholen. Zurück am Arbeitsplatz, ist die gute Laune oft schnell wieder weg. Wie lange dauert das in der Regel?

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Zur Person

Julia Scharnhorst ist Diplom-Psychologin und Leiterin des Fachbereichs Gesundheitspsychologie beim Berufsverband Deutscher Psychologinnen und Psychologen. Sie bietet unter anderem Seminare zum Thema betriebliches Gesundheitsmanagement an.

Bei vielen ist die Erholung nach dem ersten Tag schon wieder verschwunden. Manch einer schafft es aber auch, sich das Urlaubsgefühl noch Wochen zu erhalten. Dabei ist es ganz leicht, sich wieder reinziehen zu lassen.

Gibt es Tipps, wie man hier schnell vorankommt und sich die Erholung zügig und effektiv ruiniert?

Klar, unzählige. Setzen Sie sich selbst unter Druck. Planen Sie gut vor - legen Sie sich schon für die Rückkehr unbedingt Termine. Am besten gleich einen an Ihrem ersten Arbeitstag, auf jeden Fall früh, damit Sie auch rechtzeitig bei der Arbeit aufschlagen müssen. Am besten planen Sie Ihre Reise auch so, dass Sie erst am Sonntag wieder landen, unbedingt abends, besser noch nachts. Haben Sie auch den Anspruch, dass Sie alle angefallenen E-Mails an Ihrem ersten Arbeitstag beantworten. Sie kommen ja aus dem Urlaub, wer braucht da schon Pausen. Steigen Sie lieber mit Überstunden ein.  

Was sollte man im Umgang mit den Kollegen bedenken?

Machen Sie bloß keine Übergaben, weder vor dem Urlaub noch danach. Schwärmen Sie den Kollegen von Ihrem Urlaub vor, aber tragen Sie dabei bitte auch dick auf. Und suchen Sie unbedingt die Fehler, die während Ihrer Abwesenheit passiert sind. Es muss welche geben, massenweise, da der Laden ja ohne Sie auf keinen Fall richtig laufen kann.

Auch zu Hause gibt es ausreichend Möglichkeiten, wieder in Stress zu geraten. Koffer auspacken, waschen, bügeln. Tipps, wie man sich hier so richtig schnell wieder aufreiben kann?

Auch hier ist Planung alles. Sorgen Sie dafür, dass Sie niemand haben, der sich verlässlich um Ihre Wohnung oder Ihr Haus, Ihren Briefkasten, Ihren Garten und Ihre Topfpflanzen kümmert. Der Anblick der vertrockneten Palme ist als erstes kleines Ärgernis gut geeignet. Bestätigt er doch alle Vorurteile über Ihre Nachbarn, die sich mal wieder um nichts gekümmert haben.

Und mit welchen Sätzen bringt man die partnerschaftliche Harmonie geschickt ins Wanken?

Wenn Sie die Haustür aufgeschlossen haben, ist es genau der richtige Zeitpunkt, Ihrem Partner mitzuteilen, dass Sie ohnehin viel lieber woanders hingefahren wären. Das Ferienhaus lag am Meer? Eine Hütte in den Bergen wären besser gewesen - und Sie haben das ja von Anfang an gewusst! Viele Ausflüge? Eigentlich wäre ja ein Strandurlaub… Auch an der Hotelgröße oder der Ausstattung lässt sich im Nachhinein meckern. Aber bitte immer erst dann, wenn ohnehin nichts mehr zu ändern ist. Das stresst nachhaltiger und zermürbt.

Gibt es eigentlich auch schon einen Weg, sich im Vorherein die freie Zeit so richtig zu versauen?

Nichts einfacher als das. Haben Sie nur wenige Urlaubstage zur Verfügung, planen Sie unbedingt eine Fernreise. Aber bitte auch möglichst so, dass Sie oft umsteigen müssen und viel Zeit auf Flughäfen verbringen. Schalten Sie Ihr Diensttelefon auf Ihr Handy um und sorgen Sie dafür, dass Ihre Dienstmails Sie auch erreichen. Und nehmen Sie am besten vor dem Urlaub noch das ein oder andere sehr wichtige Projekt an, damit Sie noch einmal richtig schön unter Druck geraten.

Im Urlaub verbringt man statt mit seinen Kollegen auch mal wieder viel Zeit mit seinem Partner. Zwei Wochen am Stück zusammen zu sein, das liefert doch bestimmt genug Trennungsgründe, wenn man nur genau genug hinschaut.

In der Tat. Viele Trennungen finden kurz nach dem Urlaub statt. Ein guter Zeitpunkt, denn Sie halten den Koffer ja noch in der Hand. Eine gute Vorlage dafür liefern Sie, wenn Sie etwa im Urlaub am Frühstückstisch doch noch schnell ein Dienstgespräch einschieben. Am besten dann, wenn die Familie gerade zum Ausflug aufbrechen wollte.

Apropos: Der eine will ans Meer, der andere in die Berge…

Schließen Sie bloß keine Kompromisse! Und sorgen Sie dafür, dass keiner sein eigenes Programm durchzieht. Sie sind als Familie losgefahren, dann sollen gefälligst auch alle den Berg hochjapsen. Schleppen Sie auch Ihre Kinder immer mit, auch der pubertierende Sohn profitiert schließlich vom Museumsbesuch.

Und wenn der Partner sich mal wieder verfährt…

Lassen Sie sich diese Gelegenheit nicht entgehen. Erwähnen Sie nebenbei, dass Sie ja vorhin schon darauf hingewiesen haben, dass man besser links abgebogen wäre. Und ziehen Sie unbedingt Rückschlüsse auf die allgemeinen Fahrfähigkeiten Ihres Partners. Weisen Sie wiederholt auf den Fehler hin. Und merken Sie sich den Lapsus für jede weitere Autofahrt im Urlaub. Dann können Sie das nächste Gespräch im Fahrzeug gleich aus einer besseren Startposition heraus beginnen, etwa mit: "Diesmal schaust Du aber schon auf die Karte, nicht?"

Wie lange ist Ihr letzter Urlaub her?

Ich bin am vergangenen Samstag von der Nordsee zurückgekommen.

Sind Sie noch erholt?

Ja. Auch Psychologen halten sich nicht an alles, was sie empfehlen.

Interview: Lea Wolz

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