Die Eiszeit ist vorbei. Nach Jahrzehnten grimmiger Abneigung schließen die USA und Kuba Freundschaft. Jetzt kann der Wandel nicht schnell genug gehen: US-Präsident Barack Obama will seine Politik der Annäherung noch in diesem Jahr abschließen, bevor der Wahlkampf beginnt. Und der 83-jährige Raul Castro kann sich nicht sicher sein, wie lange er noch hat. Kubas Forderung, von der Liste der Terrorstaaten gestrichen zu werden, wird Washington schnell erfüllen. Sie muss allerdings vom US-Kongress ratifiziert werden.
Schwieriger wird es mit der zweiten großen Forderung: die vollständige Aufhebung des Embargos. Im Prinzip hat Washington nichts dagegen und einige Restriktionen bereits ausgesetzt. Aber dafür will man auf der Insel konkrete politische Reformen sehen. Das fällt Raul Castro noch schwer, aber es wird ihm nichts anderes übrig bleiben.
Für die Menschen ist die USA kein Feind mehr
Und dies ist auch exakt das, was die Menschen auf Kuba wollen: Weg mit den Sanktionen, stattdessen Business mit Amerika. Endlich Internet. Bessere Jobs. Vor allem bessere Bezahlung. Aktuell liegt ein typisches Monatsgehalt bei 20 Euro. Schon jetzt finden sich überall amerikanische T-Shirts, Fahnen, Aufkleber. Die Menschen halten sich nicht mehr an die Doktrin, den USA als bösen Feind sehen zu müssen und sie glauben nicht an die Parolen, die auf Plakaten verbreitet werden: "Das Embargo ist der größte Massenmord der Geschichte."
In privaten Gesprächen sagen Kubaner, dass sie Reformen jetzt wollen und auf viele Prinzipien des Sozialismus liebend gern verzichten. Zum einen weil es ihnen schlecht geht und die Wirtschaft nicht in Gang kommt. Zum anderen, weil sie keine Loyalität mehr empfinden mit einem verkrusteten System alter und zum Teil korrupter Parteifunktionäre.
Was erwartet die Menschen konkret? Wirtschaftliche Reformen sind wahrscheinlicher als politische. Das Telekomnetz könnte mit Hilfe des Auslands modernisiert werden, die Unternehmensfreiheit erweitert, die Umwandlung von Staatsunternehmen in Kooperativen beschleunigt werden. Politische Repressionen werden weiter zurückgehen: Blogger nicht mehr verfolgt, politische Gefangene entlassen, die Bespitzelung von Nachbarn reduziert.
Schon jetzt reden die Menschen etwas freier, die Angst vor dem allmächtigen Staat weicht langsam. Mehrparteiwahlen sind so bald jedoch nicht zu erwarten. Sie sind für Kubaner momentan auch eher zweitrangig. Sie wollen endlich ihr Leben in Not und Knappheit hinter sich lassen.