Als die niederländische Autorin Simone van der Vlugt im Jahr 2007 mit ihrem fulminanten Thriller "Klassentreffen" den deutschen Buchmarkt aufmischte, wurde sie zu einem neuen Stern am Krimi-Himmel. Mit ihren Nachfolge-Romanen wie "Schattenschwester" oder "Kalte Freundschaft" untermauerte sie ihren Erfolg. Heute gilt sie als holländische Petra Hammesfahr. Gerade hat sie ihren neuen Roman in Deutschland veröffentlicht. Der Titel: "Am helllichten Tag".
Die 1966 geborene Schriftstellerin erzählt darin die Geschichte einer verzweifelten Frau, die vor ihrem gewalttätigen Partner quer durch Europa flüchtet - und schließlich selbst in den Fokus der Polizei gerät. Van der Vlugt blickt in ihrem neuen Buch durch die Augen ihrer Protagonistin und erzählt von der Flucht in erster Linie aus ihrer Sicht. Dadurch führt sie den Leser immer wieder aufs Glatteis - und stellt ihn auch immer wieder vor neue, überraschende Wendungen.
"Am helllichten Tag"
Von Simone van der Vlugt
Diana
Preis: 12,99 Euro
Der permanente Kampf
"Häusliche Gewalt ist eins der größten Probleme wenn wir über Kriminalität reden", sagt van der Vlugt im Interview der Nachrichtenagentur dpa. "Für mich als unabhängige Frau und erfolgreiche Autorin ist es schwer zu verstehen, warum Frauen ihren Männern erlauben, sie zu schlagen. Aber ich bin auch in einer sicheren, behüteten Familie aufgewachsen."
Ihre Protagonistin Nathalie hatte dieses Glück nicht. Schon ihre Kindheit und Jugend war vom gewalttätigen Vater geprägt, der permanente Kampf - oft ums nackte Überleben - hat sie zu der Frau gemacht, die sie heute ist. "Die Kindheit ist sehr wichtig für das Verhalten im Erwachsenenalter", sagt die Autorin. "Als ich jünger war und in der Schule gemobbt wurde, hat sich meine Persönlichkeit geändert, sobald ich die Schule betreten habe. Diese Emotionen nutze ich auch, um meine Charaktere zu verstehen und ihre Gefühle zu beschreiben."
Ein Frauenbuch?
Die Erlebnisse ihrer Schulzeit flossen auch in ihren ersten großen Krimi-Erfolg "Klassentreffen" ein. "Darin erzähle ich auch meine Geschichte." Und so etwas gefalle vor allem Frauen, sagt die Schriftstellerin. "Thriller für Männer drehen sich um politische Komplotte, Drogen oder Gewalt. Frauen lesen im Allgemeinen lieber Bücher über die Bedrohung aus dem häuslichen Umfeld."
Und so ist wahrscheinlich auch "Am helllichten Tag" ein Frauenbuch geworden, das eher durch überraschende Einblicke in die weibliche Psyche als spektakuläre und spannungsgeladene Action besticht. Der Roman stellt die Frage, was passiert, wenn die Grenzen zwischen Täter und Opfer, Schuld und Unschuld verschwimmen.