"Der Opernheld" Singers Liebeserklärung an die Oper

Ein dröger Jurist entdeckt die sinnenfrohe Welt der Oper. "Der Opernheld" lädt ein zu einer exzentrischen Reise in das Land der Fantasie, der Magie und der Leidenschaft.

Es gibt zwei Leidenschaften im Leben von Lea Singer beziehungsweise Eva Gesine Baur, wie die Münchener Autorin im wahren Leben heißt: Die klassische Oper und gutes Essen. Beiden Leidenschaften frönt sie mit Hingabe in ihren Büchern. So veröffentlichte sie nicht nur Musiker-Biografien, sondern begab sich auch auf die kulinarischen Spuren berühmter Künstler wie Giacomo Puccini oder George Sand. In ihrem neuen Roman "Der Opernheld" verbindet sie beide Passionen kunstvoll miteinander.

Ihr Held ist ein musikalischer und kulinarischer Gourmet, dessen Italienreise schließlich zu einer einzigen Wallfahrt der Sinne wird. Jahrzehntelang verlief das Leben des Moritz Redder alles andere als operettenhaft. Schon als Kind auf öde Pflichterfüllung getrimmt, wird ihm von Eltern und Lehrern auch noch das letzte Fünkchen Fantasie ausgetrieben. Er verlässt die Jugendjahre glattgestriegelt, stromlinienförmig, ohne Ecken und Kanten: "Gerade dreißig Jahre alt, war er bereits einer dieser Männer, mit denen für alles Mittelmäßige geworben werden kann: für eine Krankenversicherung, einen umweltfreundlichen Mittelklassewagen, eine neue Software oder einen Vitamindrink. Seine Innenwelt war übersichtlich, ausgeleuchtet und bis in den hintersten Winkel steril." Er wählt den Beruf, der zu ihm passt: Jurist.

"Der Opernheld"

Lea Singer
Hoffmann und Kampe
Preis 22,00 Euro

Verdi - Musik oder Gewerkschaft?

Alles ändert sich mit dem Tod seiner Mutter. Als er ihren Nachlass ordnet, muss Moritz Redder nicht nur erkennen, dass sie ihn Zeit ihres Lebens über seinen biologischen Vater angelogen hat, er entdeckt auch eine ganz andere Frau. In ihrer Jugend war seine Mutter nämlich ein großer Opernfan, fantasievoll und spritzig, eine Frau voller Leidenschaft. Später ging sie eine Vernunftehe ein und tötete alle Fantasie in sich und ihrem Sohn ab. Die Opernplatten verschwanden.

Als der Sohn sie jetzt in der Hand hält, kann er zunächst nichts damit anfangen. Für eine Platte Verdis entscheidet er sich, "weil ihm der Name des Komponisten von einer Gewerkschaft vertraut war." Es ist "La Traviata" mit Maria Callas, die ihn sofort in den Bann schlägt. Seine Welt wird erschüttert: "Die Musik warf seine Gewissheiten um und entführte ihn in Regionen, deren Existenz er früher nicht einmal erahnt hatte."

Das Leben, eine Oper

Er entdeckt die Welt der Fantasie, der Magie und der dramatischen Gefühle. Er reist nach Italien zu den Spielorten der Uraufführungen der großen Opern, allerdings nicht mehr als Moritz Redder, sondern als Maurizio Salvatore. Zwischen "Don Carlo" und "Rigoletto" schlemmt er sich durch die Köstlichkeiten der italienischen Küche, verliebt sich in Operndiven und entliebt sich genauso schnell wieder. Sein Leben wird zu einer einzigen großen Opernbühne, bevölkert mit echten und falschen Opernhelden.

Eine fantastische Geschichte, die mit Schwung beginnt und durch Originalität beeindruckt, auf die Dauer aber doch etwas ausufert und anstrengend wird. Es sei denn, man ist ein echter Opernfan. Denn nur als solcher wird man die vielen Anspielungen und Doppelbödigkeiten dieses komplexen Romans auch zu würdigen wissen.

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Sibylle Peine/DPA