Kathrin Schmidt Außenseiterin erhält Deutschen Buchpreis

Nicht die frischgekürte Nobelpreisträgerin Herta Müller, sondern Kathrin Schmidt hat den Deutschen Buchpreis 2009 erhalten. Die Jury ehrte die in der DDR aufgewachsene 51-Jährige mit der begehrten Trophäe. Schmidt erhält den Preis für ihren Roman "Du stirbst nicht" - eine "Geschichte von der Wiedergewinnung der Welt".

Der Deutsche Buchpreis 2009 geht an Kathrin Schmidt für den Roman "Du stirbst nicht". Die 51-jährige Autorin aus Berlin erhielt die Auszeichnung für die beste literarische Neuerscheinung des Jahres am Montagabend in Frankfurt. Schmidt setzte sich einen Tag vor der Eröffnung der Buchmesse im Finale gegen fünf andere Bücher durch, darunter den favorisierten Roman "Atemschaukel" der frischgekürten Literaturnobelpreisträgerin Herta Müller.

"Der Roman erzählt eine Geschichte von der Wiedergewinnung der Welt", hieß es von der Jury. "Mal lakonisch, mal spöttisch, mal unheimlich schildert der Roman die Innenwelt einer Kranken und lässt daraus mit großer Sprachkraft die Geschichte ihrer Familie, ihrer Ehe und einer nicht vorgesehenen, unerhörten Liebe herauswachsen." Zur Welt, die sie aus Fragmenten zusammensetze, gehörten die zerfallende DDR und die Zeit bis zur Jahrtausendwende. "So ist die individuelle Geschichte einer Wiederkehr vom Rande des Todes so unaufdringlich wie kunstvoll in den Echoraum der historisch-politischen Wendezeit gestellt."

Schmidt 2002 selbst schwer erkrankt

In ihrem stark autobiografisch geprägten Roman erzählt Schmidt die Geschichte einer Frau, die nach einer Hirnblutung im Krankenhaus aus der Bewusstlosigkeit erwacht. Langsam erobert sie sich die Welt zurück. In den Kritiken war in den vergangenen Monaten die Präzision und die Geduld gerühmt worden, mit der Schmidt die Geschichte der Wiedergenesung und der Wiedergewinnung der Sprache beschreibt. Schmidt hatte dafür jüngst auch den renommierten "Preis der SWR- Bestenliste 2009" erhalten.

Die Autorin, 1958 im thüringischen Gotha geboren, hatte 2002 selbst eine Hirnblutung erlitten und war lange Zeit unfähig zu sprechen. Die Mutter von fünf Kindern arbeitete vor ihrer Schriftstellerkarriere unter anderem als Psychologin und Sozialwissenschaftlerin. In der DDR publizierte sie Gedichte und erhielt 1988 den Anna-Seghers-Preis. Nach der Wende wurde sie 1993 mit dem Leonce-und-Lena-Preis und 1998 dem Heimito-von-Doderer-Preis ausgezeichnet.

Auszeichnung mit großer Publikumsresonanz

Der Deutsche Buchpreis ist mit insgesamt 37.500 Euro dotiert, der Sieger erhält davon 25.000 Euro. Neben Kathrin Schmidt und Herta Müller waren auch Rainer Merkel ("Lichtjahre entfernt"), Norbert Scheuer ("Überm Rauschen"), Clemens J. Setz ("Die Frequenzen") und Stephan Thome ("Grenzgang") ins Finale der letzten sechs gekommen. Die siebenköpfige Jury hatte 154 Titel gesichtet, die seit Oktober vergangenen Jahres erschienen sind. Alle deutschsprachigen Verlage konnten je zwei Romane aus ihrem aktuellen Programm einreichen.

Der Deutsche Buchpreis, vom Börsenverein des Deutschen Buchhandels vergeben, hat sich in wenigen Jahren zur Auszeichnung mit der größten Publikumsresonanz in Deutschland entwickelt. 2008 ging die Auszeichnung an Uwe Tellkamp für seinen Roman "Der Turm". Preisträger der Vorjahre waren Julia Franck ("Die Mittagsfrau"), Katharina Hacker ("Die Habenichtse") und Arno Geiger ("Es geht uns gut").

DPA
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