John Greens Internats-Roman "Eine wie Alaska" (Hanser) gehört dazu. So viel Wucht, so viel Gefühl und so exzellent gezeichnete Figuren - nur wer junge Menschen in ihrer Sehnsucht und Überforderung ernst nimmt, kann so schreiben. Natürlich geht es um die typischen Internatsdinge wie erste Liebe, Streiche und Schulverweise, und das voller Wärme und Humor. Aber es wird auch geradezu philosophisch tief, denn da ist die Suche nach dem "großen Vielleicht", auf die sich Er-zähler Miles begibt, da ist vor allem die durchgeknallte aber unwiderstehliche Alaska, die "nach Sonnenschein und Vanille" riecht und irritierend dunkle Seiten hat.
Die Plots der Bücher von Meg Rosoff sind so speziell, dass man beim Klappentext die Stirn runzeln mag: In ihrem brillanten Debüt ließ sie die magersüchtige Daisy einen fiktiven Krieg in Europa erleben ("So lebe ich jetzt"). Und auch das jetzt erschienene "Was wäre wenn" (Carlsen) hat in David, der sich nach einem traumatischen Erlebnis wie das Wortspiel Justin Case nennt, einen sehr besonderen Helden. Justin ist zutiefst verstört, einsam und gefangen in seiner Angst, vom Schicksal verdammt zu sein. Und fast schafft es ihn tatsächlich aus der Welt. Ein unsichtbarer Windhund, Langstreckenläufe und irgendwann auch Freunde retten ihn. Sein Weg in die Krise, bis fast in die Katastrophe und ganz allmählich wieder heraus ist eine Gratwanderung. Metaphysisch, poetisch und großartig.
Wie ein rasant geschnittener Dokumentarfilm kommt dieses Buch zum Holocaust daher: Digne M. Marcoviczs "Massel - Letzte Zeugen" (Hanser) ist eine Collage aus Gesprächen, die sie mit zwölf Überlebenden geführt und mit ihrer Digitalkamera begleitet hat. Fotos von damals, Fotos von heute, Karten, kurze Texte, manchmal nur prägnante Zitate sind eine ganz neue Art, junge Leser für das Thema zu öffnen. Die Erinnerungen der Opfer, damals so alt wie die Leser heute, zeigen auch: Überlebt hat keiner, weil er schlauer oder stärker war - nur durch "Massel", also Glück, haben sie heute Familien und viel weiterzugeben.