Zum siebten Mal hat die Sächsische Zeitung den größten deutschen Karikaturenpreis verliehen, dieses Jahr erstmals zusammen mit der "Frankfurer Rundschau". Bei der Themenvorgabe legten die Zeitungen ihre Finger auf eine erst jüngst wieder aufgebrochene Wunde: "Geld oder Leben!" - die Unterschichtendebatte hat die Diskussion über Klassen in Deutschland neu entflammt.
So mokierten sich viele der fast 400 eingesandten Arbeiten über die Schere zwischen Arm und Reich. Auch die Schwierigkeit, als Einwanderer Zugang zum deutschen Wohlstand zu finden, werden immer wieder thematisiert.
Der erste Preis ging an Barbara Henninger, die unter dem Titel "Überfall" auf das Fortleben der Ressentiments zwischen Ost- und Westdeutschen hindeutet. Skurril ist auch die Zeichnung "Unheilbar" von Ari Plikat, die auf dem zweiten Platz landete. Wenn schon Millionen im Fernsehen zu gewinnen sind, warum dann nicht auch hessische Staatsbürgerschaften, fragte sich der Künstler BURKH unter dem Titel "Geld oder Hesse" und gewann damit den dritten Platz.
Aktueller denn je
Karikaturen haben eine lange Tradition: Wer Kritik an der Gesellschaft üben wollte, wandelte in früheren Zeiten auf dünnem Eis. Kaum ein Monarch glänzte durch besonders viel Selbstironie: So wanderte der französische Karikaturist Honoré Daumier noch im 19. Jahrhundert für eine Karikatur von König Louis-Philippes für sechs Monate in den Kerker.
Inzwischen ist die Pressefreiheit hierzulande ein ganzes Stück weiter, aber die Karikatur hat sich als satirische Königsdisziplin erhalten. Bewusst übertrieben, zugespitzt, verzerrt: Karikaturen sollen auf den Punkt bringen, was Kommentare langatmig umschreiben müssen. Dass sie sich dabei oft am Rande eines Tabubruchs bewegen, zeigt der Karikaturen-Streit um Mohammed.