"I, Robot" schmückt sich mit einem großen Namen: Kein geringerer als Science-Fiction-Ikone Isaac Asimov musste für den neuesten Film von "Dark City"-Regisseur Alex Proyas mit seinem guten Namen herhalten. Doch bevor das womöglich missgedeutet wird, wies der freundliche Herr von der 20th Century Fox bei der Pressevorführung des Films die Journalisten sicherheitshalber darauf hin, dass "I, Robot" zwar "philosophische Anklänge" besäße, aber trotzdem ein "typischer Blockbuster" sei.
Der eingefleischte Science-Fiction-Fan, der sicher vor Besuch des Films mit dem Schlimmsten rechnet, sprich: der vollständigen Verhunzung von Asimovs Werk, wird erstaunt sein. Man findet doch so einiges vom Altmeister der Science-Fiction in "I, Robot" wieder, zwar oberflächlich, aber immerhin.
Drei Gesetze
Am deutlichsten wohl im Vorspann, wo gleich die drei Robot-Gesetze Asimovs zitiert werden:
1) Ein Robot darf keinen Menschen verletzen oder durch Untätigkeit zu Schaden kommen lassen
2) Ein Robot muss den Befehlen eines Menschen gehorchen, es sei denn, solche Befehle stehen im Widerspruch zum ersten Gesetz
3) Ein Robot muss seine eigene Existenz schützen, solange dieser Schutz nicht dem ersten oder zweiten Gesetz widerspricht
Action statt Kohärenz
Die sich daraus ergebenden Konflikte liefern zum großen Teil die Spannung des Films. Damit muss sich der Asimov-Fan dann aber auch schon begnügen. Der nicht im klassischen Sinne Science-Fiction-begeisterte Zuschauer indes kann sich von "I, Robot" gefahrlos unterhalten. Und das gar nicht mal schlecht. Der Film weiß, den Betrachter für sich einzunehmen, zumindest anfangs. Allerdings geht dem Plot dann zunehmend die Luft aus. Diesem typischen Blockbuster-Dilemma meinen Regisseure immer wieder mit ordentlich mehr Action beikommen zu können - so auch hier. Was manchmal hinhaut, funktioniert hier leider nicht. Aber der Reihe nach.
Roboter erledigen die Arbeit
Die Geschichte: Wir befinden uns im Chicago des Jahres 2035. Und wie es nicht anders sein kann: alles ist größer, alles ist schneller, alles ist voller. Das normale Alltagsbild wird ergänzt durch jede Menge Roboter, die seelenruhig durch die Straßen laufen, Einkaufstüten tragen, Hunde ausführen und für ihre Besitzer die perfekte Haushaltshilfe abgeben. Dazu wurden sie gebaut und man vertraut den gehorsamen Blechkameraden. Was soll auch passieren? Die drei Gesetze sind ihnen fest und unwiderruflich implantiert.
Product-Placement und Muskelschau
"I, Robot" verlangt diverse Gewöhnungsprozesse. Hat man sich zunächst an der sehr gelungenen Optik berauscht, wird erst einmal ausgiebig der Schleichwerbung genüge getan. Gottlob wird die wenigstens kurz und schmerzlos abgehakt: Schlag auf Schlag gehen alle möglichen Produkte über die Kinoleinwand. Ist das Product-Placement vorbei, realisiert man erst einmal erstaunt, dass Will Smith seine Muskelpakete aus der Rolle des Muhammad Ali noch extrem weiter ausgebaut hat. Er wird auch kaum eine Gelegenheit auslassen, seine Muckis stolz in die Kamera zu halten.
Mit Will Smith als Kraftprotz mag man sich ja noch abfinden, aber Will Smith, einst gekommen, um den Abschaum des Universums zu jagen, nun als findiger Polizeibeamter, der einen vermeintlichen Mordfall der so ganz anderen Art lösen soll? Das ist zwar ein nicht ganz so großes Novum, wie seine Charakter-Rolle als Boxlegende Muhammad Ali, aber dennoch bleibt Smith als Cop erst einmal gewöhnungsbedürftig. Wenigstens hat man ihm die lockeren Sprüche aus "Men In Black" gelassen...
Krimi statt Science-Fiction
"I, Robot" ist ein seltsamer Mix. Statt guter Science-Fiction bekommt man hier eher einen Krimi serviert. Doch leider keinen besonders cleveren, denn am Ende war es doch wieder der Gärtner. Was schade ist: Der Film macht deutliche Anleihen, aber leider wird keine der Inspirationen konsequent weiter entwickelt. Der "Blade-Runner"-Freund wird sich über die vertraute Optik freuen und natürlich wurde auch hier und da ein Schuss "Matrix" mit hinein gerührt, aber welcher Film bedient sich heutzutage nicht bei "Matrix"?
"Blade Runner" stand auch hier Pate
Die zaghaften "philosophischen Ansätze" (vor denen der Mann von der 20th Century Fox warnte) holt sich "I, Robot" ebenfalls von "Blade Runner". Aber während bei Letztgenanntem existentialistische Fragen nach dem Wesen des Menschseins den Kern der Geschichte bilden, kann "I, Robot" hier nur mit sentimentalen Blicken aus blinkenden blauen Roboteraugen aufwarten. Und als ob es nicht schon genug ist mit den philosophischen Ansätzen, versucht "I, Robot" auch noch eine holprige Drehung hin zu politischen Fragestellungen, die man alle schon aus den alten "Planet-der-Affen"-Filmen kennt.
Was erstaunlich ist - nicht nur Film-Klassiker, sondern auch Ego-Shooter schimmern in einigen Szenen von "I, Robot" durch. Computerspieler werden am Ende des Films deutliche Déjà-vus verspüren, wenn sie glauben, sich in einigen Szenen von "Half-Life" und "System Shock" wiederzufinden. Das Ende ist allerdings auch das Schwächste an "I, Robot". Hier macht der Film dann nicht mehr nur Anleihen, er klaut schamlos. Und das bei keinem geringeren als William Gibsons visionären Roman "Neuromancer". Der Kenner des Science-Fiction-Genres wird das erkennen. Und er wird sich darüber ärgern. Die Zielgruppe, für die der Blockbuster "I, Robot" gemacht wurde, hingegen dürfte sich daran nicht stören und rundum zufrieden sein. Wie hieß es doch so schön in "Matrix"? - "Ignorance is bliss..."