"Und nun mach schön Sitz!" Wenn dieser Satz auf eine Szene folgt, in der ein blutüberströmter Killer-Dobermann die Konfrontation mit der Kugel aus dem Pistolenlauf vor ihm verloren hat, dann ist eins klar: Das hier ist kein poetischer Autorenfilm. Dieser Film will so explosiv, böse und apokalyptisch wie sein Titel sein - "Resident Evil: Apocalypse" lässt es in den deutschen Kinos ordentlich krachen.
Valentines Tag
Schon der erste Teil des an das Computerspiel "Resident Evil" angelehnten Spektakels hatte auf lebende Tote, Blut und eine so attraktive wie schwer bewaffnete Hauptdarstellerin gesetzt. Von all dem bietet auch "Resident Evil: Apocalypse" reichlich. Zu den unverzichtbaren Zombies gesellen sich noch besagte Killerhunde sowie rätselhafte, aber verflucht schnelle Bestien, die "Licker". Nach dem unterirdischen Labor aus Teil eins gibt's nun eine ganze Stadt unter Quarantäne und Dauerfeuer. Und Hauptdarstellerin Milla Jovovich alias "Alice" erhält Unterstützung von Sienna Guillory als knallharter Ex-Polizistin Jill Valentine.
Fans des Computerspiels, das die Idee zu den Filmen gab, wird diese Figur bereits ans Herz gewachsen sein. Das schießwütige Weibchen, dessen Minirock kürzer ist als der Lauf ihrer Pistole, kann - aus ganz unterschiedlichen Gründen - sowohl männliche als auch weibliche Zuschauer begeistern.
Böse Viren
Die Geschichte ist schnell erzählt: Der mächtige Umbrella-Konzern kann die Finger nicht vom T-Virus lassen, das schon im ersten Teil ein komplettes Forschungsteam in Zombies verwandelte. Die überlebende Alice entkam zwar den Untoten, nicht jedoch dem Konzern: In ein künstliches Koma versetzt, infiziert man sie mit einer modifizierten Variante des Virus, die ihr übermenschliche Kräfte verleiht. Und sie ist nicht die einzige...
Das T-Virus hat sich ganz und gar in Racoon City ausgebreitet, immer mehr Bewohner verwandeln sich, vom Virus angesteckt, in rauflustige und hungrige Untote. In den aus dem Zombiewüten resultierenden Trümmern der Stadt trifft die gerade erwachte Alice auf weitere Überlebende: Die kämpferische Jill Valentine, den Ex-Umbrella-Söldner Carlos Oliveira samt seinen sich ständig dezimierenden Mannen, den schrägen Überlebenskünstler L.J. Und irgendwo versteckt sich auch noch die kleine Angie, die auf Rettung wartet.
"Der schießt ja mit 'nem Raketenwerfer"
Im Hintergrund lauern außerdem Umbrella-Boss Major Cain mit einer Atombombe sowie eine zweite Kreatur aus seinem Labor: Nemesis. Ein Zwei-Meter-Wesen, das mit Stahlabsätzen und einem Gesicht aus schleimigen Hautfetzen durch die Trümmer der Stadt schreitet. Über der einen Schulter einen Raketenwerfer, in der anderen Hand eine Monsterwaffe mit sechs rotierenden Kammern und einer Schussfrequenz von 6000 Schuss/ Minute. Actionfan, was willst du mehr?
Adrenalin pur
Wer Action will, der kommt in "Resident Evil: Apocalypse" voll auf seine Kosten. Es vergeht kaum eine Minute ohne Krach, Flammen, Schüsse oder Todesschreie. Regisseur Alexander Witt, der schon Actionsequenzen für "Hannibal", "Gladiator" und "Black Hawk Down" inszenierte, hat sich zu Großem berufen gefühlt und auch tatsächlich ein paar großartige Adrenalinmomente auf Film gebannt. Wenn Alice senkrecht die endlose erscheinende Rathausfassade von Racoon City hinunterläuft, stockt einem der Atem.
Bilderbuch-Charaktere
Und auch die Charaktere entsprechen einem Kinospektakel dieser Art: Frauen in Miniaturoutfits, weil gerade eine "rätselhafte Hitzewelle" herrscht. Bedrohlich aussehende männliche Muskelpakete, die trotz Hitzewelle schwere Kampfmontur tragen. Die obligatorische Tussi, deren Flucht in Stöckelschuhen und Angst vor Schusswaffen gleich klar macht, dass sie den Abend nicht überleben wird. Auch wenn die Schauspielerinnen im Vorfeld für die Presse schwärmten, wie selten es sei, "dass zwei selbstbewusste, durchsetzungsfähige Frauen diesen Film anführen dürfen" - mehr als einmal müssen sie dann doch von den harten Jungs gerettet werden. Da hatte Lara Croft in "Tomb Raider" mehr Biss.
Vielleicht kann man daran im vermutlich folgenden dritten Teil noch etwas arbeiten. Doch immerhin: "Projekt Alice ist gestartet", heißt es im Film. Wenn das also nur die Aufwärmphase war, dann war sie schon ziemlich heiß.