Aus dem Spiel "Ich hätte es nicht gut überstanden"

Da waren's nur noch zwei: das erwartete Ende des Daniel K..

Sie haben ihn in die Mitte genommen, an den Schultern gehalten und etwas zu fest an sich gedrückt, das Kerlchen. Haben dann was von "positiven Energiiiiien" gesagt und in die Kameras gelacht. Und auch das Kerlchen hat irgendwie tapfer mitgelächelt - es wirkte antrainiert und schal. Er kann sein Lächeln inzwischen anknipsen, wenn er es braucht. Ein Mund, der sich breit verzieht und die Zähne freigibt. Seine Augen haben dieses Mal das falsche Spiel nicht mitgespielt. Der Werbeblock rettet ihn. Vorerst.

Denn wenig später sitzt er am Rand der Bühne, Deutschland sucht noch immer den Superstar, doch Deutschland ist nicht mehr dabei, als sich die Mikrofone vor sein Gesicht drängen. Fotografen schießen ihm ihre Blitzlichter entgegen; auf einmal kann er nicht mehr. Er weint. Und für kurze Zeit senken sich die Objektive, Beklommenheit macht sich breit, zum ersten Mal zieht so etwas wie Menschlichkeit in dieses Spektakel ein.

Daniel also ist raus. Der "schräge" Herr Küblböck, 17 Jahre alt, Kinderpfleger aus dem niederbayerischen Eggenfelden, seit Wochen Lieblingsthema der Teeniepresse und des Feuilletons; ein Fleisch und Quäkstimme gewordenes Medienereignis, dem der höchste Unterhaltungswert des Sängerwettstreits innewohnte und zugleich die größte Sprengkraft. So einer wie er durfte doch nicht gewinnen?! Der Hofnarr. Der über sein "verrücktes Sex-Leben mit Jungs und Mädchen" geredet hat, tagelang auf Seite eins der "Bild" war. Der mehr über sich preisgab, als gut war. Nach den Berichten, sagt er, seien die Anrufe für ihn zurückgegangen.

Ein Produktionssprecher sagt, dass das Ergebnis diesmal deutlich war - Daniel sei "klar" ausgeschieden, auch der Abstand zwischen erstem und zweitem war groß. Bis zum 16. März darf Daniel noch in der Superstar-Villa bleiben, wird bei Auftritten von Bodyguards begleitet, von der Presse, den Fans. Sein Ruhm darf ausrollen wie eine müde Welle. Dann geht er nach München. Wie er zwei Tage nach dem Rauswurf sagt, hat er mehr als einen Plattenvertrag angeboten bekommen. Er glaubt, dass Juliette das Finale gewinnt. Und sagt, dass er selbst nicht gern Erster geworden wäre, "ich hätte den Medienrummel wohl nicht so gut überstanden". Einsichtig klingt das. Und irgendwie traurig.

Oliver Link

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