Harrison Ford über die "Arbeit seines Lebens" "Ich habe mich 'Indiana Jones' verschrieben"

Von Harrison Ford
Als Dr. Henry Jones Jr. ist er zumindest auf der Leinwand der berühmteste Archäologe der Welt: Nach einem ausgedehnten Sabbatical geht "Indiana Jones" nun zum vierten Mal auf Schatzsuche. Hauptdarsteller Harrison Ford beschreibt exklusiv im stern, wie der Mann mit der Peitsche sein Leben geprägt hat.

Als ich gerade an der "Krieg der Sterne"- Fortsetzung "Das Imperium schlägt zurück" arbeitete, hörte ich, dass George Lucas und Steven Spielberg einen Film zusammen machen wollen. Ich wusste nur, dass es eine Art Abenteuerfilm werden sollte. Und dass Tom Selleck besetzt worden war. Als Selleck wegen anderer Verpflichtungen nicht zur Verfügung stand, rief George mich an und sagte: "Ich möchte, dass du dieses Drehbuch liest." Ich war sofort davon begeistert. Also ging ich rüber zu Stevens Haus, um über das Skript und die Hauptfigur zu reden. Wir waren uns vorher noch nie begegnet, verstanden uns aber so gut, dass er mir die Rolle anbot, noch bevor ich sein Haus wieder verließ.

Schon in dieser frühen Phase war "Indiana Jones" als Serie konzipiert. Ich unterzeichnete einen Vertrag für drei Filme, weil ich das Gefühl hatte, dass in dieser Figur wirklich Potenzial lag. Han Solo war ein sehr limitierter Charakter, "Krieg der Sterne" ein Märchen mit einem unreifen Jüngling, einer Prinzessin und einem alten, weisen Krieger. Deshalb wollten wir einen Halunken, eine komödiantische Kontrastfigur. Die Tatsache, dass Indy ein Akademiker war, unterschied ihn nun wirklich signifikant von Han Solo. Indiana sollte aber auch Spaß haben an dem Nervenkitzel einer Verfolgungsjagd, selbst wenn das gar nicht seinem Naturell entspricht. Ich mochte das Körperliche an der Figur, ich liebte den Gedanken, an unterschiedlichen exotischen Orten zu arbeiten, raus in die weite Welt zu gehen, mich nicht nur in der Welt der Spezialeffekte zu bewegen.

Ich peitschte, bis der Arzt kam

Kurz vor Drehbeginn gab es nicht viel, was ich zur Vorbereitung hätte tun können. Ich frischte mein Wissen auf über die Zeit, in der der Film spielt, las Bücher über die damaligen archäologischen Trends und fand ein bisschen mehr über die Bundeslade heraus. Und ich lernte den Umgang mit der Peitsche. Ich peitschte, bis der Arzt kam, zwei Wochen lang, dann hatte ich das Timing raus. Der Trick: Erst wenn die Peitsche am weitesten ausgerollt ist, bringst du sie nach vorn.

Um Ideen zum Indiana-Jones-Look beizusteuern, hatte ich keine Zeit. Wenn man es genauer betrachtet, ist das ein recht bizarres Kostüm. Ein Typ, der in heißen Gegenden in einer Lederjacke rumrennt. Aber wenn er eine Peitsche trägt, muss er auch eine Lederjacke haben, sonst ergibt das Ganze überhaupt keinen Sinn.

Mit Spinnen, Schlangen oder Käfern zu drehen war immer anstrengend, machte mir aber eigentlich erst mal keine Angst. Aber wenn du in einem Abwasserkanal in Venedig mit 6000 Ratten steckst, kommt dann doch die Phobie.

Ich musste alle zehn Minuten auf die Toilette

Der verrückteste Moment bei "Jäger des verlorenen Schatzes" war die Erschießungsszene des Arabers. Geplant war ein großer Kampf Peitsche gegen Schwert. Meiner Ansicht nach war das ziemlich konventionell, ich liebte die Szene nicht gerade, und sie zu drehen sollte drei Tage dauern. Der Stuntman Terry Richards hatte monatelang trainiert, um der beste Schwertkämpfer zu werden. Doch ich litt, wie ein Großteil der Crew auch, an starkem Durchfall und musste alle zehn Minuten auf die Toilette. Indiana hat ja eine Pistole, und so entschieden Steven und ich kurzerhand: Warum benutzt er die nicht und erschießt den Schwert schwingenden Araber? Beim nächsten Mal habe ich ihn also ohne Umschweife abgeknallt. Terry war so überrascht, dass er einfach umfiel. Ein großartiger Moment - aber ich dachte nur an den armen Kerl. Er hatte so hart an dem Umgang mit dem Schwert gearbeitet und wurde nun schlicht beraubt.

"Indiana Jones und der Tempel des Todes" war physisch der härteste Film. So eigenartig das klingt, aber ich erlitt einen Bandscheibenvorfall, als ich auf Sri Lanka einen Elefanten ritt. Du sitzt über dem Hauptmuskel des Elefanten, die Beine extrem ausgebreitet und deine Knie gekrümmt. Es zerreißt dich förmlich. In London wollte mich niemand behandeln, aus Angst, haftbar gemacht zu werden. Also ging ich schließlich zum Mannschaftsarzt von Manchester United.

Wie schwer es war, nach all diesen Jahren zu Indy zurückzukehren? Du ziehst die Klamotten an, und die Figur kommt von ganz allein. Aber, um ehrlich zu sein: Die Hälfte deiner Figur ist der Regisseur. Hätte ich einen anderen Regisseur als Steven gehabt, wäre es mir wahrscheinlich nicht so leicht gefallen, Indy wiederzufinden.

Indiana Jones ist die Arbeit meines Lebens. Ich habe mich ihm verschrieben. Seine Popularität hat mir so viele Möglichkeiten eröffnet, weil er mir ein Publikum geschenkt hat. Die Leute sagen, dass diese Figur ein Teil der Kultur geworden ist, eine Ikone, aber darüber denke ich nicht so viel nach. Die Ehre gebührt eher George und Steven. Ich mache hier nur meinen Job.

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