"Rural Renewal" Die Crusaders ziehen gegen den Zeitgeist ins Feld

Zwischen allen Stühlen und doch auf dem Podest: Wohl kaum eine Pop-Band kann auf eine so lange Geschichte zurückblicken wie die Crusaders, die jetzt ihr Album "Rural Renewal" veröffentlichen.

Zwischen allen Stühlen und doch auf dem Podest: Wohl kaum eine Pop-Band kann auf eine so lange Geschichte zurückblicken wie die Crusaders, die dieser Tage fast in Originalbesetzung ihr Album "Rural Renewal" (Verve/Universal) veröffentlichen. Und wohl keine andere Band durchmaß in so raumgreifenden Schritten die Welten der so genannten U-Musik.

Eigentümlicher Jazzrocksoul

Von Gospel, Blues, Jazz, Rhythm'n'Blues, Rock, Pop, Funk und von der Filmmusik ließen sich die Crusaders inspirieren und kreierten so einen eigentümlichen Jazzrocksoul, der lange von Puristen verschmäht, dafür aber von groovenden Herzen umso inniger geliebt wurde. Gegründet wurde die Band 1954 im texanischen Houston von Joe Sample (Piano, Keyboard), Wilton Felder (Saxofon) und Nesbert "Stix" Hooper (Schlagzeug) noch unter dem Namen Swingsters.

Inzwischen sind - nach diversen Umbesetzungen und einer kompletten Auflösung der Band Anfang der 90er Jahre - alle drei Originalmitglieder wieder mit an Bord. Und auch der Geist der Gründertage war plötzlich wieder da.

Seit 1961 im Geschäft

Herausgekommen ist der typische Crusaders-Sound, gebettet auf ein knarziges Groove-Fundament und gesteuert von Samples unnachahmlichen Keyboard-Spiel. Mit diesen Markenzeichen starteten die ehemaligen Swingsters bereits 1961 ihre Schallplattenkarriere. Sie hießen nun Jazz Crusaders und fanden bei den Anhängern ihres namensgebenden Genres nicht immer offene Ohren, obwohl sie damals noch weit jazziger klangen als heutzutage. Zu poppig und zu soulig fanden die Jazzer den Sound der jungen Truppe. 1971 zogen diese die Konsequenzen und verkürzten ihren Namen zu Crusaders.

Zu Zeiten, da Fusionen aus Jazz und Rock, aus Rock und Funk, aus Funk und Jazz groß in Mode waren, fanden auch die Crusaders Fans und Anerkennung. Mitverantwortlich dafür war auch Posaunist Wayne Henderson, der bald nach der Bandgründung Mitte der Fünfziger dazugekommen war. Er stieg 1976 aus und ist als einziger aus der "großen Besetzung" nicht wieder mit von der Partie.

Schlechte Zeiten für individuelle Musiker

Die Band ist das Wichtigste bei den Crusaders. Denn die Gruppe lebt vor allem von ihrem organischen Zusammenspiel und ihrem individuellen Gemeinschaftssound, den Sample so schmerzhaft im aktuellen Musikgeschäft vermisst und den die Crusaders mit ihrer Wiedervereinigung zurück bringen wollen. Sample erklärt: "Wir wollen keine Reunion, die nur zurückblickt. Wir wollen unseren Beitrag leisten zur aktuellen Musikszene. Und die hat meiner Meinung nach diesen Beitrag nötig. Seit Beginn der 80er Jahre herrscht ein von Firmen und Massenmedien bestimmter Mainstream-Geist über die Musikwelt. Es gibt keine Individualität mehr, jeder versucht so zu klingen wie all die anderen, die gerade einen Hit landen. Die Plattenfirmen suchen nicht mehr nach Charakteren sondern nach Figuren, die ihre vorgefertigten Konzepte ausfüllen."

Die Crusaders auf Deutschlandtour:

12.07. Stuttgart (Wasen-Stage)
13.07. Essen (Grugahalle)
14.07. Berlin (Columbiahalle)
15.07. Lübeck (Musik-/Kongresshalle)
16.07. Oldenburg (Weser-Ems-Halle)

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