t.A.T.u-Video Nackt sein reicht nicht

Von Judith Lövenich
Einfach ausziehen reichte dem russischen Popduo t.A.T.u nicht. In ihrem aktuellen Musikvideo wird gleich noch eine Schwangere exekutiert. Im russischen TV lief das Video zensiert - im Internet gibt es nun die ganze Version.

Sängerin Lena Katina räkelt sich auf einem Bett und zieht sie sich splitternackt aus - so zu sehen im Video zum Song "Betiy Plaschik" (auf Englisch "White Robe") der russischen Band t.A.T.u. Seit einigen Tagen kursiert das Video im Internet und sorgt dort für heiße Diskussionen. Es handelt sich um eine unzensierte Version eines Musikclips, der schon seit Monaten - wesentlich harmloser - im russischen Musikfernsehen läuft. Darin provozieren t.A.T.u aber nicht nur mit nackter Haut. Das düstere Video gipfelt darin, dass Sängerin Julia Volkova in einem Bunker mit rundem Babybauch und in Unterwäsche an eine Art Marterpfahl gebunden und von einem uniformierten Exekutionskommando erschossen wird. Dazu sind Schaulustige geladen, denen die Ermordung als Amüsement dargeboten wird.

Provokation pur oder politisches Statement?

Will die Band mit den provokanten Szenen gegen Abtreibung oder die Todesstrafe demonstrieren oder greifen sie in die Marketing-Trickkiste, um sich ins Gespräch zu bringen? t.A.T.u ließen stern.de über ihr Management ausrichten, dass sie mit den Sex- und Gewaltszenen tatsächlich eine Botschaft vermitteln wollen. "Das Video ist gegen Gewalt, Gewalt die um uns herum ist. Das ist ein fast unmögliches Bild - eine schwangere Frau, die Leben in sich trägt, zu erschießen - wegen nichts" so Katina. Das Video sage etwas über die Welt aus, "eine Welt, in der zu leben, schmerzt." Aber dann beschwichtigt die Sängerin ihre Worte - und auch das düstere Video: "Ich glaube an Liebe. Ich glaube, Liebe ist stärker als Gewalt."

Die Liebesbotschaft war für das russische Musikfernsehen nicht so offensichtlich. "Es gab Sender, die sich weigerten es zu spielen", so Volkova. Deshalb bleibt Lena Katina in der offiziellen Version fürs Fernsehen weitgehend bedeckt und auch der Slip angezogen. Das hielt das t.A.T.u-Management allerdings nicht davon ab, die unzensierte Version auf die offizielle Webseite der Band (mit dem Hinweis "Nicht gucken, wenn du unter 14 bist") und auf die Maxi-Single-DVD (mit dem Hinweis " Diese Doppel-Disk enthält einzigartige Inhalte, die in der Zukunft nicht veröffentlicht werden") zu packen, die derzeit in Russland zu kaufen ist.

Und eben diese Version landete nun bei Youtube. Offiziell hat das t.A.T.u-Management damit nichts zu tun: "Wegen des expliziten Inhalts haben wir entschieden, das Video nicht bei Youtube einzustellen." Doch auch wenn t.A.T.u das Video nicht selbst hochgeladen haben - es war über die Homepage der Band sehr leicht zu bekommen. Seit Volkova nackt online zu sehen ist, sind die zwei unzensierten Videos (englische und russische Version) zusammen bereits fast eine Million Mal bei Youtube angesehen worden. Perfektes Vorspiel für die Veröffentlichung des Albums "Waste Management", das in Kürze in Russland veröffentlicht wird und für den Herbst in Englisch geplant ist.

Lesbisch zu Marketingzwecken

"Sex sells", das wussten t.A.T.u bereits bei ihrer Bandgründung 1999. Zuerst traten sie als lesbische Schulmädchen auf, knutschten bei Konzerten und nahmen sich Vibratoren mit auf die Bühne. So wurden sie zur erfolgreichsten russischen Pop-Band aller Zeiten.

Auch in einem ihrer alten Musikvideos haben t.A.T.u auf krasse Bilder gesetzt, um aufzufallen. Im Video zu "All about us" musste sich Volkova vor einem Vergewaltiger retten, um ihn am Ende zu erschießen. Erst Sex - dann Gewalt. Das Ganze wiederholt sich in "White Robe" - und damit es noch etwas spannender wird, gibt es eine zensierte und eine unzensierte Version. Und die Version, über die nun auch hierzulande alle sprechen, ist natürlich die unzensierte.

PRODUKTE & TIPPS