Das Beste kommt, wie immer, fast zum Schluss. Es kommt daher geschlurft in Gestalt eines Zwei-Meter-Mannes, der eigentlich gern zu "Killing In the Name Of" von Rage Against The Machine geheadbangt hätte, nun aber einen Apfelsinenverkäufer mimen und dazu seine noch etwas steifen Gliedmaßen in Bewegung bringen muss. Jorge González wird ihn danach irritiert fragen: "Das war doch Salsa, war es?"
Das Beste, es kommt auch in der Gestalt eines 1,42 Meter großen Mannes, der alles gewonnen hat, was man als Para-Leichtathlet so gewinnen kann: Er ist mehrfacher Weltmeister im Speerwurf und hat zuletzt 2021 bei den Paralympics Gold geholt. Bei "Let's Dance" tritt er nach dem Ende seiner Sportlerkarriere nun an, um "auf Augenhöhe" zu tanzen. Als er das sagt, guckt er auf den wackelnden Po seiner Tanzpartnerin und grinst.
Die 15. Staffel von "Let's Dance", sie hat gerade erst begonnen, aber die beiden Zuschauerlieblinge, die diese Staffel prägen werden, sie sind bereits gefunden: Autor Bastian Bielendorfer (37) und Leichtathlet Mathias Mester (32). Bielendorfer, einst als schlagfertiger Kandidat bei Günther Jauch entdeckt, ist seither mit "Lehrersohn"-Büchern erfolgreich und auch als Comedian und Podcaster aktiv. Sein Power Move: Er beherrscht die hohe Kunst der amüsanten Selbstschmähung: "Ich tanze schon, aber eher auf die unangenehme Art", sagt er.
Ein Mann, ein Ziel bei "Let's Dance": Gewinnen!
Mester macht genauso gern Witze auf eigene Kosten ("Klein anfangen, groß rauskommen") und nutzt dabei das neugierige Beäugen der Öffentlichkeit charmant und humorvoll dafür, Inklusion ohne großes Aufheben vorzuleben. "Ich möchte den Leuten zeigen, dass ich auch mit meiner Größe alles erreichen kann", sagt Mester. Sein Ziel hat der Ex-Spitzensportler klar vor Augen: "Ich trete nicht an, um Zweiter zu werden." Oder wie es sein Buddy Bastian Bielendorfer sagt: "Echte Größe drückt sich nicht im Körperlichen aus."
Mesters Chancen stehen, man muss es sagen, hervorragend. Denn Renata Lusin, die mit ihrem Mann Valentin die letzte Staffel als Profisieger verließ, sucht sich den 32-Jährigen als ihren Tanzpartner aus. "Er inspiriert mich", sagt Lusin. Mester kokettiert: "Ich dachte du willst gewinnen? Wieso wählst du dann mich?" Die Jury, in der Vorjahressieger Rúrik Gíslarson den an Corona erkrankten Joachim Llambi vertrat, bescheinigt Mester jedenfalls reichlich Potenzial nach seinem Gruppentanz mit "Zwei Apfelsinen im Haar". Jorge González: "Deine Bewegungen sind da, Baby!" Motsi Mabuse: "Sehr rhythmisch, sehr stark!"
Bielendorfer ("Ich bin völlig im Arsch!") muss sich mit weniger begnügen: "Dein Körper hat eine eigene Party gefeiert, aber man hat dein Herz auf der Tanzfläche gesehen", findet Mabuse. Rúrik schmeißt theatralisch seine Punktekelle mit der Nummer 10 in die Ecke und sagt: "Bastian, ich werfe das weit weg … aber du bist so mega lustig." Bielendorfer ahnt da bereits, dass die Urteile demnächst nicht mehr so freundlich ausfallen werden, wenn Llambi wieder am Start ist.
Der 57-Jährige schaltet sich mehrmals aus dem Homeoffice dazu – wie immer adrett in Anzug, Hemd und Krawatte. Auf Daniel Hartwichs Frage, ob er denn "auch untenrum etwas anhabe", antwortet Llambi ausweichend: "Wissen Sie, Herr Hartwich: Ich kann alles und nichts tragen."
Michelle als Favoritin gehandelt?
Apropos Daniel Hartwich: Als Schlagersängerin Michelle erzählt, sie stehe ja ziemlich unter Druck, weil viele sie in der Favoritenrolle sähen, hakt er nach: "Du wirst als Favoritin gehandelt – von wem denn?" Michelle bleibt sowohl die Antwort darauf als auch eine überzeugende erste Performance schuldig. Vielleicht hätte sie sich doch mehr krümmen müssen wie eine Banane? Laut Profitänze Vadim Garbuzov funktioniert das beim Paartanz einfach besser, wenn "die Frau wie eine Banane ist und der Mann eine Gurke." Das lassen wir jetzt mal so stehen.
Hardy Krüger jr. ist weder noch. "Ich bin so beweglich wie ein Baum", schätzt der Schauspieler seine Fähigkeiten durchaus realistisch ein. Bei seinem Tango (passende Musik: "Fade To Grey") wirkt er zeitweilig wie angewurzelt. Motsi Mabuse fühlt sich wiederum an einen "Luftballon, aus dem so langsam die Luft raus geht" erinnert. Krüger japst bei ihren Worten seinerseits nach Sauerstoff: "Ich bin froh, dass es vorbei ist!"
Janin Ullman und Amira Pocher überzeugen
Weitaus besser läuft es für die Moderatorinnen Janin Ullman und Amira Pocher, die mit ihrem Tango die Höchstpunktzahlen absahnen. "Ich habe zwei Bond-Girls gefunden", schwärmt González. Llambi attestiert aus der Ferne, gewohnt hart aber fair, der Auftritt sei "schon ordentlich" gewesen und Ersatz-Juror Rúrik sieht Janin Ullmann gar schon als Favoritin auf den Sieg. Bis dahin wird aber an den nächsten Freitagabenden noch ganz viel geschwoft, das Tanzbein geschwungen, gesteppt – oder wie Viktoria Svarovski alias "Steinchen" es so schön schief Lothar Matthäus-like formuliert: "Hoch die Kelle, Wochenende!"
Diese Paare tanzen zusammen:
Mathias Mester und Renata Lusin
Bastian Bielendorfer und Ekaterina Leonova
Janin Ullmann und Zsolt Sándor Cseke
Michelle und Christian Polanc
Sarah Mangione und Vadim Garbuzov
Cheyenne Ochsenknecht und Evgeny Vinokurov
Lilly zu Sayn-Wittgenstein-Berleburg und Andrzej Cibis
Caroline Bosbach und Valentin Lusin
Mike Singer und Christina Luft
Riccardo Basile und Isabel Edvardsson
Hardy Krüger jr. und Patricija Ionel
René Casselly und Kathrin Menzinger
Timur Ülker und Malika Dzumaev
Amira Pocher und Massimo Sinató (Direkt-Ticket-Sieger, dürfen in der nächste Runde nicht raus gewählt werden)