"My Name is Earl" That's Karma!

Tu Gutes, und dir passiert auch nur Gutes: Nach dieser Devise zieht Earl J. Hickey nun endlich auch im deutschen Fernsehen los, um sich bei allen zu entschuldigen, die er früher reingeritten hat. Eine erfrischend intelligente, komische und Emmy-gekrönte Suche nach dem besseren Karma.

US-Serien beherrschen momentan die deutsche TV-Landschaft – heimische Produktionen können da kaum mithalten. Gerade bei Kritikern genießen anspruchsvolle Serien wie "24", "The Sopranos" oder "Damaged" hohes Ansehen: Serien, die so komplexe Inhalte erzählen und derart vielschichtige Charaktere aufbieten, dass man eigentlich keine der 60-minütigen Folgen verpassen darf. Ein Vorteil, aber zugleich auch ein Nachteil: Man ist als Zuschauer gezwungen, ständig dranzubleiben oder jede Woche daran zu denken, den Festplattenrecorder zu programmieren.

Erleuchtung im Krankenhaus

Viel einfacher macht es einem dagegen die Emmy prämierte Comedy-Serie "My Name Is Earl" aus der Feder von Greg Garcia. Im Mittelpunkt steht der chaotische Kleinkriminelle Earl J. Hickey, der im Laufe seines bisherigen Lebens vom lausigen Ladendiebstahl bis zum Wohnungseinbruch nichts ausgelassen hat. Zu Geld gekommen ist er dabei nicht, denn wann immer ihm etwas Gutes geschieht, lauert das Pech schon hinter der nächsten Ecke. Als er mit einem Rubbellos 100.000 Dollar gewinnt, rennt er vor Freude auf die Straße, wird vom Auto erfaßt - und verliert das Los. Im Krankenhaus kommt ihm die Vision, es könnte mit seinem Karma zu tun haben.

Sündensammelsurium

Und so beschließt er, sein Leben zu ändern. Auf einer Liste notiert er alle seine schlechten Taten - es sind weit über 200 - und arbeitet sie nach und nach ab. Und es scheint zu wirken: Gleich in der ersten Folge findet er beim Müllsammeln sein Los wieder. Die 100.000 Dollar ermöglichen ihm, fortan in aller Ruhe seine Liste abzuarbeiten, pro Folge mindestens eine Sünde.

Und die Liste seiner Vergehen ist wirklich amüsant: einmal stahl er einer einbeinigen Frau das Auto. Ein anderes Mal täuschte er seinen eigenen Tod vor, um sich aus den Schlingen einer anhänglichen Freundin zu befreien. Dann wiederum manipulierte er die Schläge eines Golfspielers, sodass dieser im Glauben an die eigene Genialität ständig Freirunden schmiss. Ganz vorne an der Theke mit dabei: Earl J. Hickey. Es gibt also viel zu tun, um das vergangene Unrecht wieder gut zu machen.

Zur Seite stehen ihm sein nichtsnutziger Bruder Randy, der ähnlich wie Homer Simpson nicht viel anderes als Faulenzen und Bier im Kopf hat, und die Latina-Putzfrau Catalina. Stets mit dabei sind auch seine Ex-Frau Joy und ihr neuer Ehemann Darnell "Crabman" Turner. Alle zusammen liebevoll gezeichnete White-Trash-Charaktere, die sich in ihrem Wohnwagen fast schon bürgerlich-spießig eingerichtet haben.

Earl wird bestechend glaubwürdig dargestellt von Jason Lee, bekannt aus dem Kinofilm "Almost Famous". Auch die Nebenrollen sind zum Teil prominent besetzt, so spielt Beau Bridges den Vater von Earl, Giovanni Ribisi einen alten Kumpel.

Im Gegensatz zu früheren US-Comedy-Serien verzichtet "My Name Is Earl" auf billige Studiokulisse und eingespielte Lacher. Hier weiß der Zuschauer auch so, wann er etwas zu lachen hat. Dabei amüsiert sich niemand unter Niveau: auch wenn die Charaktere keine Entwicklungsprozesse durchlaufen, sich keine komplexen Handlungsstränge entspinnen, die man Woche für Woche verfolgen muss. Jede Folge bietet soviel Witz und Charme auf, dass das Einschalten belohnt wird.

"My Name is Earl" freitags um 23.30 Uhr bei RTL

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