Manchen Eltern ist Menowin Fröhlich nicht ganz geheuer. Dieser Ex-Knacki bei "Deutschland sucht den Superstar", angeblich geläutert, aber doch irgendwie unheimlich: die kühlen, glasigen Augen, das ganze Bling Bling, die ausrasierten Proll-Zacken auf der Kopfhaut. Beim Singen kippt Menowins Mimik manchmal ins Aggressive, er hält sich dann das Mikro so dicht vor sein breites Gesicht, als wolle er es gleich verspeisen. Doch dann macht er den Mund auf und singt einen Song wie "No matter what" dermaßen klar, gefühlvoll und individuell, dass selbst so ein altes Boyzone-Gedudel wieder interessant klingt. Menowin, das gestolperte Goldkehlchen, bringt etwas mit, was ihn durchaus zum "Superstar" qualifiziert: eine ganz eigene, unverwechselbare Stimme.
Bei "DSDS" sind alle gerade ziemlich froh, dass der lange Superstarmarathon nun endlich auf die Zielgrade einschwenkt. Beim Halbfinale war gute Laune und Männerwirtschaft angesagt, die drei M's traten gegeneinander an: Mehrzad, Menowin und Manuel. Gemeinsam gaben sie gleich zu Beginn mit "Love ist gone" eine brauchbare Boygroup ab - und auch sonst gab es für die Jury wenig zu meckern. Alle gut, kein einziger Ausreißer dabei, zum ersten Mal in dieser Staffel. Wurde aber auch langsam Zeit nach fast 35.000 gesichteten Bewerbern und nunmehr 19 Sendungen.
Drei Songs musste jeder Kandidat auf die Bühne bringen, doch Bohlen war sich schon nach der ersten Runde sicher: "Menowin is back!". Verschwunden war der 22-Jährige zwischendurch ja tatsächlich mal, angeblich am Bett seiner krebskranken Tante, in Wirklichkeit aber auf einer kleinen Sauftour. Weil er nicht probte, sang er bei der letzten Show nur "Buchstabensuppe". Dieses Mal aber brachte er die begeisterten Juroren mit seinen Interpretationen von Boyzone, All-4-One ("I swear") und Stevie Wonder ("You are the sunshine of my life") an die Grenzen ihrer sprachlichen Möglichkeiten: "Alles geil, Tanz geil, Gesang geil", befand Volker Neumüller, "megahammergeil" Nina Eichinger, doch erst Bohlen beendete die Hatz nach Superlativen: "titanisch".
Ein würdiger letzter Auftritt
So ähnlich hat sich wohl auch Manuel gefühlt, als er während der Woche auf dem Marktplatz seines Heimatstädtchens Braunfels 2500 kreischenden Fans gegenüberstand. Seine Mutter wurde auf Schultern in Richtung Bühne getragen und weinte vor Glück. Der 19-jährige Beau ist seit seinem Comeback selbstsicherer geworden, doch gegen Mehrzad und Menowin hatte er keine Chance und flog am Ende raus. Immerhin: Mit der schaurig-schönen Schmusenummer "Reality" vom La-Boum-Soundtrack hatte der hauchzarte Manuel noch einen würdigen letzten Auftritt.
Für Mehrzad dagegen geht die Fete jetzt erst richtig los: Seinen starken Auftritt mit "Ich kenne nichts" (RZA feat. Xavier Naidoo) nutzte der 29-jährige Hamburger für einen waschechten Heiratsantrag. Im silberfarbenen Glitzer-Look kniete er sich neben der Bühne vor seine Freundin Denise und hielt um ihre Hand an. Etwas hastig, denn die Zeit war knapp, doch Denise wimmerte natürlich "Jaaa". Das war trotzdem nur so halbromantisch, im grellen Scheinwerferlicht, mit einem Haufen pöbelnder Menowin-Fans rundherum. Es fehlte nur noch, dass Bohlen vom Jury-Pult aus den Segen spricht.
"Unglaublich, asozial geil"
Doch der (seit Feldbusch) heiratsunwillige Musik-Millionär schaute lieber einem seiner einträglichsten Schäfchen zu: Mark Medlock, dem DSDS-Sieger von 2007, und einziger lebender Beweis, dass man als "Superstar" nicht zwangsläufig nach einem halben Jahr in der Versenkung verschwinden muss. Dumm nur, dass die überdrehte Frohnatur aus Offenbach die Sache mit dem Vollplayback vermasselte, als er "Real Love", den neuen, seichten Sommer-Song aus Bohlens Feder präsentierte. Man darf tatsächlich gespannt sein, was für einen Hit wohl ein "Bad Boy" wie Menowin auf den Leib geschrieben bekommt, sollte der am kommenden Samstag das Finale gewinnen.
"Besser als in der Stadt rumzuhängen und in der Nase zu pulen", fand Bohlen am Schluss treffende Worte fürs große Finalprogramm von RTL: Der Sender wiederholt von morgens an die komplette siebte Staffel von DSDS, inklusive aller Castings. Beim großen Duell am Abend ist Menowin dann der Favorit. Nicht nur wegen seiner Stimme, die ihn variabler macht als Mehrzad, der immer ein bisschen wie Xavier Naidoo klingt. Vermutlich wird das Image entscheiden, denn anders als bei den Eltern kommt bei den Kids das zwielichte Getue von Menowin anscheinend ganz gut an. Eine heulende, höchstens Zwölfjährige stammelte bei einer Autogrammstunde mit Menowin: "Unglaublich, asozial geil", und meinte das als Kompliment.