Im ZDF streamen Finnische Dramaserie "Queen of Fucking Everything": Flaschensammeln mit High Heels

  • von Paula Oferath
Linda (Laura Malmivaara, links) und Marke (Katja Küttner) waren einst enge Freundinnen.
Linda (Laura Malmivaara, links) und Marke (Katja Küttner) waren einst enge Freundinnen.
© ZDF/ Jaakko Kahilaniemi
Mit einer guten Portion Drama, Humor und einem Hauch Krimi erzählt die Miniserie "Queen of Fucking Everything" die Geschichte von Linda (Laura Malmivaara). Eigentlich gehört die Immobilienmaklerin zur High Society Helsinkis, doch ihr Glamourleben gerät aus den Fugen, als ihr Ehemann sie um Millionen betrügt ...

"Ihre Karte wurde abgelehnt", heißt es gleich zu Beginn der ersten Folge der sechsteiligen finnischen Krimi-Dramaserie "Queen of fucking everything" (ab Freitag, 12. Dezember, im ZDF streamen). Ein Satz, der sofort Unbehagen auslöst und zugleich den Ton für eine Geschichte vorgibt, die Tragik und Witz meisterhaft vereint. Von der ersten Minute an wird der Zuschauer in das kuriose Leben von Linda Saarniluoto (Laura Malmivaara) hineingezogen, ohne Vorwarnung, ohne sanften Übergang. Und dieses Leben hat gerade seinen Tiefpunkt erreicht. Eigentlich wollte Linda nur einen Kaffee kaufen, doch das Konto ist leer und die Wohnung kahl. Sämtliche Möbel und Erinnerungsstücke sind im Zuge einer Zwangsvollstreckung abgeholt worden.

Schuld daran ist Lindas Ehemann Mikael, der sie um Millionen betrogen und sich dann in Luft aufgelöst hat. Einst führten die beiden ein glamouröses Leben in den besten Kreisen Helsinkis. Nun steht Linda vor den Scherben dieses Luxus-Daseins, gezwungen, sich mit einer Realität auseinanderzusetzen, die nichts mehr mit Glanz und Glorie zu tun hat. Sie zählt jeden Cent, kämpft mit einem Obdachlosen um Pfandflaschen und wird mit der bitteren Erkenntnis konfrontiert, dass der schöne Schein, den sie so lange gepflegt hat, nur noch eine leere Hülle ist. Doch selbst in dieser Misere hält sie an ihrer Fassade fest. In Bluse, High-Heels und natürlich mit ihrer Louis-Vuitton-Tasche über der Schulter bleibt Linda, was sie immer war: eine Frau, die sich nicht unterkriegen lässt – wenigstens nicht nach außen.

Zwischen dubiosen Immobiliengeschäften und alten Bekanntschaften

In stillen Momenten schaut die Immobilienmaklerin alte Videos auf ihrem Handy an, in denen sie und Mikael lachend durch den Schnee tollen. Diese kurzen, schmerzhaften Erinnerungen durchziehen die Serie wie feine Risse in einem Porzellanbild. Sie lassen erahnen, wie groß die Liebe einmal war und wie tief der Verrat sitzt. Und doch bleibt keine Zeit für Sentimentalität. Linda muss handeln.

Aus der Verzweiflung heraus greift sie zu Mitteln, die sie selbst nie für möglich gehalten hätte. Zum ersten Mal seit fünf Jahren besucht sie ihre demenzkranke Mutter im Pflegeheim. Ein einziger Griff in deren Schmuckkästchen, und für den Moment ist die finanzielle Not gelindert. Aber der Hunger nach Stabilität wächst. Bald sucht Linda den Kontakt zu Marke (Katja Küttner), ihrer Jugendfreundin, die es nie leicht hatte und deren moralischer Kompass schon lange nach anderen Regeln funktioniert. Zwischen dubiosen Immobiliengeschäften, alten Bekanntschaften und Männern, die ihr gefährlich werden könnten, rutscht Linda immer tiefer in eine Welt ab, die sie zugleich abstößt und fasziniert.

Wie weit kann ein Mensch gehen, um sich zu verteidigen?

"'Queen of Fucking Everything' ist eine komödiantisch hochkarätige Krimiserie mit manchmal düsteren Untertönen. Wir verfolgen, wie die in die Enge getriebene Linda sich für ein Leben als Kriminelle entscheiden muss, sich dabei als Naturtalent erweist und sich schließlich in den Erfolg auf der dunklen Seite verliebt", erklärt Tiina Lymi, die nicht nur das Drehbuch zur Serie schrieb, sondern auch Regie führte. "Die Serie flirtet mit Humor in makabren Nuancen. Alles in der Welt der Kriminellen ist zunächst neu und beängstigend, aber irgendwann beginnt man, eine abgetrennte Hand in den Mixer zu stecken und sie in der Toilette hinunterzuspülen, ohne sich zu übergeben", sagt Lymi.

Und doch liegt hinter allem eine tiefere Frage, die sich wie ein roter Faden durch Lindas Geschichte zieht: "Wie weit kann ein Mensch gehen, um sich zu verteidigen?"

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