Herr Valder, als Geschäftsführer der Firma "mind the company" war Günter Schröder viele Jahre lang zuständig für die Quizfragen bei "Wer wird Millionär": Nach seinem Tod im Juli mit 49 Jahren sind Sie sein Nachfolger geworden. Wird sich etwas ändern?
Wir bemühen uns weiterhin, genauso so unterhaltsame Fragen für Günther Jauch zu finden. ein Nachfolger. Trotzdem ist Günter Schröder nicht zu ersetzen. Er war nicht nur Gründer sondern auch die Seele der Firma. Er hat den Stil der Fragen geprägt, den hier alle verinnerlicht haben. Wenn man so will, steckt auch weiterhin in jeder Frage ein Stück von ihm.
Sie selbst produzieren seit 17 Jahren Quizfragen, erst für "Jeopardy", dann für "Wer wird Millionär?": Hand aufs Herz: Sitzen Sie manchmal vor dem Fernseher und schlagen sich die Hand vor die Stirn, wenn Kandidaten einfachste Fragen nicht beantworten können?
Natürlich, das kann schon mal vorkommen. (lacht). Ich bin aber weit davon entfernt, die Kandidaten zu verurteilen. Bei der Arbeit bin ich ja selbst erstaunt, was ich nach all den Jahren noch nicht weiß. Gerade bei Sprichwörtern habe ich so meine Probleme.
Wie entstehen denn die lustigen Antwortalternativen?
Wir treffen uns einmal in der Woche zu einer großen Redaktionskonferenz, bei der jeder seine Fragen und Antworten vorliest. Das ist ein guter Gradmesser für Humor: Wenn man sich selbst ausschüttet vor Lachen über die eigenen Texte, aber sämtliche Kollegen in der Runde bitterernst bis betroffen dreinschauen, sollte man die Frage vielleicht noch einmal überdenken.
Wie lange wird über die Fragen diskutiert?
Das schwankt stark, irgendwo zwischen 57 Sekunden und einer Dreiviertelstunde. Manche Fragen sind einfach gut, über andere hat man irgendwann auch keine Lust mehr zu reden. Bis zur Abgabe an die Produktionsfirma Endemol dauert es aber ohnehin: Fragen und Antworten werden lektoriert, auf Richtigkeit geprüft und mit unserer Datenbank aus über 80.000 Einträgen abgeglichen, ob es ein vergleichbares Thema schon einmal gegeben hat. Ich schätze, dass von den 200 Fragen, die wir pro Woche diskutieren, etwa 30 bis 40 Prozent in die Sendung kommen.
Wie muss eine Frage sein, damit sie gut ist?
Das kommt darauf an: In den unteren Geldbereichen sollte sie vor allem lustig sein. Später geht es dann eher darum, Informationen zu vermitteln. Eine wirklich gute Frage macht neugierig, animiert zum Mitraten und bringt die Zuschauer im besten Fall dazu, das Internet anzuwerfen, oder ein Buch in die Hand zu nehmen.
Woher wissen Sie, ob eine Frage 500 oder 5.000 Euro wert ist?
Das testen wir an unseren Mitarbeitern. Jeder gibt seine ehrliche Einschätzung, ob er die Antwort gewusst hätte oder nicht. Natürlich liegen wir auch mal daneben. Etwa wenn bei einer einfachen 2000-Euro-Frage ein Publikumsjoker genommen wird – und die Zahl der richtigen Antworten irgendwo bei 50- bis 60 Prozent liegt.
Wo haben Sie die besten Ideen?
Die finde ich überall im Alltag, beim Autofahren, in der S-Bahn, abends bei einem Glas Rotwein. Ein Mitarbeiter von uns war mal vor gut zehn Jahren in einen Bäckerladen gegangen und sah da ein opulent belegtes Brötchen mit einem Loch drin. Die waren damals noch neu in Deutschland und so entstand die seinerzeit die Frage: Was ist eigentlich ein Bagel?
Gibt es gute Fragen, die sich nicht bringen dürfen?
Oh ja, die gibt es, dafür haben wir einen eigenen "Giftschrank". Meist sind das Fragen, die zwar fürchterlich lustig, aber eben nicht politisch korrekt sind. Die dürfen natürlich nicht ins Fernsehen und natürlich auch nicht in einem Magazin abgedruckt werden. Vielleichte wären die mal was für ein Bad Taste Quiz…
Haben Sie eigentlich eine Lieblingsfrage?
Ja, sogar recht viele, zum Beispiel die hier:
Zu viel Aufregung bringt womöglich den ...?
A: Mari huana
B: Koka in
C: Alko hol
D: Opi um
"Wer wird Millionär" läuft wieder ab dem 31. August um 20.15 Uhr auf RTL.
Harald Valder
mind the company Ende Juli 2012 verstarb Günter Schröder, 49, Gründer und Geschäftsführer der Fragenschmiede "mind the company". Er war im Team für die Fragen bei "Wer wird Millionär" verantwortlich. Neuer Geschäftsführer der Firma ist der ehemalige Redaktionsleiter und Günter Schröders langjähriger Weggefährte Harald Valder, 45.