Nach mehreren Spiel- und Dokumentarfilmen das Leben der Friedens- und Ökoaktivistin Petra Kelly (1947-1992) noch einmal neu zu erzählen, war sicher mutig. Längst haben sich fortschrittsgläubiger Idealismus und Parteienpolitik voneinander getrennt. Umso wichtiger, sich an Petra Kelly zu erinnern, deren Vermächtnis von ihrem Tod überschattet wurde, als sie ihr Lebensgefährte, der Ex-General Gert Bastian erschoss und sich dann selbst das Leben nahm.
Doch da war die zeitlebens von rechts angefeindete Pazifistin, die Klima- und Menschenrechtsaktivistin, schon ein verglühender Stern. Der Film "Petra Kelly – Act Now!" von Doris Metz, zusammengefügt aus intensivem Archivmaterial und Aussagen früherer Freunde und ganz ohne zusätzlichen Kommentar, lässt diesen Stern noch einmal leuchten. Eine Frage bleibt: Was wäre, wenn? Wie würde sich Petra Kelly heute verhalten?
Geprägt von den Vietnam-Demos und der Menschenrechtsbewegung in den USA, wohin sie mit Mutter und ihrem Stiefvater, einem US-Offizier, mit zwölf Jahren gekommen war, arbeitete sie nach ihrer Rückkehr im Europäischen Parlament, gründete später die Grünen als Antiparteien-Bewegung mit, sprach vor den Vereinten Nationen und trat im Central Park mit Joan Baez und Bob Dylan auf. Schon in den 80er-Jahren erkannte die Politikerin, die bei Auftritten die Massen begeistern konnte: "Die Zeit läuft uns davon und nichts geschieht."
Der Film zeigt, wie männlicher Chauvinismus an ihren Kräften zehrte. Sie war Psychoterror und Morddrohungen ausgesetzt, wurde von männlichen Kollegen für "verrückt" oder "hysterisch" erklärt. Die "Kneipen- und Saufabende" ihrer männlichen Polkritikerkollegen, deren Winkelzüge, hielt sie nicht aus. Ihr Ideal blieb der gewaltfreie Widerstand, der zivile Ungehorsam. Das machte sie zu einer Heiligen im Kampf gegen die Unvernunft.
Petra Kelly – Act Now! – Do. 20.11. – ARTE: 20.15 Uhr