Britney Spears "Sie singt wie eine aufgeblasene Sexpuppe"

"Blackout", so lautet der Titel des neuen Album von Britney Spears, das morgen in Deutschland auf den Markt kommt. Scheint fast so, als wäre die Scheibe der Soundtrack zu Britneys Leben, das derzeit alles andere als geordnet verläuft. Denn sogar Freunde rufen zum Boykott von "Blackout" auf.

Warum muss dieses Album auch noch ausgerechnet "Blackout" heißen! Die gefallene Pop-Prinzessin Britney Spears (25) wollte mit ihrer ersten großen Studioproduktion seit vier Jahren ein Comeback schaffen und an ihre glänzenden Zeiten als eine der erfolgreichsten Popsängerinnen der Geschichte anknüpfen. Aber schon vor dem werbewirksam angekündigten Start häufen sich die Rückschläge.

Weil immer mehr Einzelheiten der "geheimen Kommandosache" im weltweiten Netz durchsickerten, sahen sich der Musiksender MTV und das Plattenlabel Jive genötigt, das Album schon eine Woche vor dem US-Start am 30. Oktober komplett ins Internet zu stellen. Auswirkungen auf den Verkauf: Höchst ungewiss. In Deutschland kommt "Blackout" übrigens schon morgen auf den Markt. Die offiziellen Starttermine sind wegen der "Lecks" um zwei Wochen vorgezogen worden - ursprünglich sollte die Spannung bis zum 13. November angeheizt werden.

Ein weiterer Wermutstropfen: Ausgerechnet Freunde, frühere Mitarbeiter und Verehrer haben zu einem Boykott des Albums aufgerufen. "Unsere Botschaft ist einfach: Kauft ihr Zeug nicht, ehe sie nicht wieder besser drauf ist", forderten sie online im Sozialnetzwerk MySpace. Selbst hartgesottenen Fans war das aus den Fugen geratene Leben der Popdiva in den vergangenen Monaten zu viel: Alkohol- und Verkehrsexzesse, abgebrochene Reha-Kuren und verpatzte TV-Auftritte, der Rosenkrieg mit Ex-Mann Kevin Federline und das entwürdigende Tauziehen um die Kinder Sean Preston (2) und Jayden James (1) - lauter "Blackouts".

Wer gedacht hätte, dass Britney Spears deshalb keine gute Musik mehr herausbringen kann, hat sich getäuscht. Ihr neues Album, an dem sie mit Unterbrechungen zwei Jahre lang arbeitete, ist über ganze Strecken spannend, kreativ und abwechslungsreich, auch wenn ihm die durchgängige Handschrift der Künstlerin fehlt. Nur bei zwei der zwölf Songs zeichnet sie mit für den Titel verantwortlich. Ansonsten haben andere kreative Köpfe kräftig mitgemischt - etwa das schwedische Erfolgsduo Christian Karlsson und Pontus Winnberg, das schon beim Grammy-gekrönten Superhit "Toxic" von Spears' vorigem Album mit tätig war.

Trotz einer halbwegs ordentlichen Gesamtnote für das Album bekommt Britney persönlich von der Kritik nur mageres Lob. Sie könne immer noch nicht singen, ihre Stimme klinge wie ein Roboter, befand etwa die "New York Daily News". "Wenn eine aufgeblasene Sexpuppe singen könnte, würde es so klingen." Und die Londoner "Times" meinte gar, manche Titel würden auch ganz ohne eine Stimme nur wenig anders klingen. "Wie wunderbar ist es in dieser Welt des aalglatten Pop, dass selbst wenn die Stars nichts mehr bringen, es dann die Maschine hinter ihnen immer noch kann", folgerte die "Daily News" süffisant.

Dabei hat die ausgekoppelte Vorabsingle "Gimme More!" durchaus die Erwartungen erfüllt. In den US-Verkaufscharts des Online-Musikladens iTunes belegt sie Platz eins, in den traditionellen Billboard Charts Rang sechs. In Europa ist der Song zumindest unter den Top 20.

Im Album, das eine schwarzhaarige, seltsam starr blickende Britney mit weißem Schlapphut als Cover zeigt, dürften derzeit besonders die persönlichen Bekenntnisse der Sängerin interessieren. Im Schlusslied "Why Should I Be Sad" erzählt sie zu einem spröden synthetischen Beat von ihrer Enttäuschung über Ex- Mann Federline. Und in "Piece Of Me" beschreibt sie überraschend offen ihr Verhältnis zu den Medien: "I’m Miss Bad Media Karma, Another Day, Another Drama" - etwa: "Ich bin die Frau Mies in den Medien, jeden Tag ein neues Drama."

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Nada Weigelt/DPA

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