Neue "Dinner for One"-Serie bei Prime Video Mit "Miss Sophie" in eine "ganz andere Welt abtauchen": Alicia von Rittberg im Interview

  • von Paula Oferath
Die neue Amazon-Serie "Miss Sophie" erzählt die Vorgeschichte der jungen Miss Sophie (Alicia von Rittberg) und ihrem Butler James (Kostja Ullmann).
Die neue Amazon-Serie "Miss Sophie" erzählt die Vorgeschichte der jungen Miss Sophie (Alicia von Rittberg) und ihrem Butler James (Kostja Ullmann).
© Gordon Muehle
In "Miss Sophie", der Vorgeschichte des legendären Silvester-Sketchs "Dinner for One", schlüpft Alicia von Rittberg in die Rolle der jungen Miss Sophie. Im Interview verrät die 31-Jährige, weshalb sie glaubt, dass so eine leichte Serie heute wichtiger ist denn je.

Es ist der Sketch, an dem man an Silvester kaum vorbeikommt: Butler James stolpert immer wieder über den Kopf eines ausgebreiteten Tigerfells und serviert seiner Miss Sophie einen Drink nach dem anderen. Doch wie sah das Leben von James und Miss Sophie eigentlich vor diesem legendären, einsamen 90. Geburtstag aus? In der neuen Amazon-Serie "Miss Sophie" (ab 22. Dezember bei Prime Video streamen) schlüpft Alicia von Rittberg in die Rolle der jungen Miss Sophie. Die Serie erzählt die Vorgeschichte des legendären "Dinner for One". Es geht auf eine kleine Zeitreise in die Vergangenheit, als Miss Sophie noch voller Träume und Lebensfreude war. Im Interview erzählt die Münchnerin, warum die romantische Komödie "Leichtigkeit schenkt" und wie es für sie war, als nahezu einzige Frau am Set zu arbeiten. Neben der 31-Jährigen standen unter anderem Kostja Ullmann als Butler James sowie Frederick Lau und Moritz Bleibtreu vor der Kamera.

teleschau: Wie hat Ihre Familie reagiert, als klar war, dass Sie Miss Sophie spielen?

Alicia von Rittberg: Alle aus der Familie haben sich total gefreut. Bei uns ist "Dinner for One" eine feste Familientradition – tatsächlich die einzige, die wir jedes Jahr beibehalten. Seit ich denken kann, schauen wir an Silvester gemeinsam den Kurzfilm. Der schenkt Leichtigkeit ...

teleschau: Werden Sie "Miss Sophie" gemeinsam mit Ihrer Familie schauen?

Rittberg: Natürlich – da muss meine Familie jetzt durch. Sie müssen mit mir jeden Tag eine Folge schauen (lacht). Nein, tatsächlich haben wir das noch gar nicht genau geplant. Aber die Weihnachtstage verbringen wir immer gemeinsame Zeit als Familie und schauen dabei auch gerne zusammen einen Film oder eine Serie.

teleschau: Da bietet sich "Miss Sophie" an ...

Rittberg: Auf jeden Fall! Ich finde, "Miss Sophie" ist einfach sehr, sehr schön geworden. Etwas, das der ganzen Familie Freude macht.

"Die Menschen wollen einfach auch mal lachen"

teleschau: Sie haben gerade das Wort "Leichtigkeit" erwähnt. Fehlt uns das gerade?

Rittberg: Die Realität, die Nachrichten, all das, was derzeit in der Welt passiert – das ist ja schon schwer genug. Seit Corona habe ich ohnehin das Gefühl, dass die Gesellschaft zunehmend nach etwas zum Aufatmen sucht. Viele wünschen sich eine Art Comic-Relief, einen Ausbruch in eine andere Welt, um nicht ständig mit der Realität konfrontiert zu sein. Die Menschen wollen einfach auch mal lachen, abschalten und sich etwas Unterhaltsames, vielleicht sogar völlig Sinnloses, reinziehen.

teleschau: Also geht es bei "Miss Sophie" auch darum, einmal abzuschalten?

Rittberg: Total! Man kann in eine ganz andere Welt abtauchen und sich einfach berieseln lassen. Durch die unterschiedlichen Charaktere ist für jeden etwas dabei. Der Humor bedient nicht nur einen bestimmten Ton, sondern bietet eine bunte Mischung aus ganz verschiedenen Jokes.

teleschau: Lachen Sie beim Zuschauen über die Witze?

Rittberg: Wenn ich eine Komödie sehe, in der ich selbst mitgespielt habe, kann ich nur selten wirklich mitlachen. All die Bilder, die ich auf dem Bildschirm sehe, sind für mich untrennbar mit den eigenen Erlebnissen verbunden. Ich weiß genau, wie jede Szene entstanden ist, und habe mir unzählige Gedanken darüber gemacht, warum sie genau so geworden ist, wie sie jetzt ist. Meistens denke ich dann nur: "Funktioniert das jetzt oder nicht?" Aber da ist das Kind ja längst in den Brunnen gefallen. Deshalb fällt es mir schwer, groß darüber zu lachen.

"Es geht nicht darum, etwas nachzumachen, sondern es zu erweitern"

teleschau: Bei welchen Serien oder Filmen können Sie sich am besten berieseln lassen?

Rittberg: Ich selbst schaue sehr gerne Serien wie "The Office". Diese Art von Situationskomik gefällt mir total. Ich bin eher weniger ein Fan von Filmen, die einem klaren Komödienkonzept folgen. Der Humor muss für mich trocken sein und darf ruhig auch mal ein bisschen doof sein oder Situationskomik enthalten.

telschau: Haben Sie den Druck gespürt, "Dinner for One" nicht gerecht werden zu können?

Rittberg: Ich hatte das Glück, von Anfang an zu wissen, dass wir nicht versuchen, "Dinner for One" zu kopieren. Es geht nicht darum, etwas nachzumachen, sondern es zu erweitern. Wir erschaffen eine neue Welt – und die darf auch Spaß machen. Bei "Miss Sophie" steht nicht im Vordergrund, den Sketch oder gar diesen Kult zu reproduzieren, sondern etwas Eigenes hinzuzufügen. Ich spiele eine moderne Version von Miss Sophie. Und das in einem zeitgemäß interpretierten, historischen Setting.

teleschau: In der Serie scheint es eine gewisse Spannung zwischen James und Miss Sophie zu geben. Glauben Sie, dass die beiden auch im echten Leben eine Chance auf Liebe gehabt hätten?

Rittberg: Das ist schwer zu sagen. Wenn es nicht die engen Familienangehörigen gäbe, die eine gewisse Erwartungshaltung aufrechterhalten, wären die beiden ja ganz auf sich gestellt. Dann könnte man einfach sagen: "Sei mit der Person zusammen, die dich glücklich macht." Doch damals spielten Stand und gesellschaftliche Konventionen eine entscheidende Rolle. Ich glaube, es war in dieser Zeit sehr schwer, sich von diesen Prägungen zu lösen. Am schönsten wäre es natürlich, wenn die beiden sagen würden: "Komm, wir machen einfach unser Ding".

"Ich würde Menschen am liebsten im Moment kennenlernen"

teleschau: Heute findet man seine große Liebe oft online. Wie stehen Sie zum Thema Online-Dating?

Rittberg: Ich finde es supercool und glaube auch, dass es absolut möglich ist, online die Liebe zu finden. Vielleicht begegnet man sogar Personen, mit denen sich die Wege im echten Leben nie gekreuzt hätten. Ich denke auch, dass Online-Dating dabei hilft, offener zu werden und uns als Gesellschaft ein bisschen bunter durchzumischen. In meinem Umfeld kenne ich einige, die sich über Dating-Apps kennengelernt haben und die sind wirklich sehr, sehr glücklich zusammen.

teleschau: Kommt Online-Dating auch für Sie infrage?

Rittberg: Nicht wirklich.

teleschau: Warum?

Rittberg: Da kommt eine Wunschvorstellung durch. Wie schön es ist, wenn zwei Menschen sich zufällig treffen oder finden.

teleschau: Spielt dabei auch der Gedanke eine Rolle, dass Sie eine Person des öffentlichen Lebens sind?

Rittberg: Darüber habe ich tatsächlich noch nie wirklich nachgedacht. Bei mir ist es eben eher der Gedanke, dass alles schon so vorausgewählt ist. Mir fehlt dabei der Zufall, die Spontaneität. Ich würde Menschen am liebsten im Moment kennenlernen – und nicht über eine App.

"Da musste ich meine Stimme schon festigen, um mich durchzusetzen"

teleschau: Der Cast von "Miss Sophie" ist sehr männerdominiert. Wie haben Sie das erlebt?

Rittberg: Die Jungs haben es mir wirklich sehr leicht gemacht und mir oft geholfen. Ich bin da ziemlich übermütig rangegangen. Schließlich habe ich selbst drei Brüder. Aber manchmal war es gar nicht so einfach, sich an einem Tisch mit sechs Männern Gehör zu verschaffen. Da musste ich meine Stimme schon festigen, um mich durchzusetzen.

teleschau: War das während der Dreharbeiten ein Thema?

Rittberg: Ich hatte vorher schon großen Respekt davor, mich spielerisch durchzusetzen. Aber ich muss sagen, dass mich alle sehr unterstützt haben. Deshalb war der gesamte Prozess wirklich schön und hat Spaß gemacht.

teleschau: Sophie ist vielen gesellschaftlichen Zwängen ausgesetzt. Wie würden Sie damit umgehen?

Rittberg: Sophie rebelliert ja eher zahm und liebevoll gegen die gesellschaftlichen Zwänge. Im Prinzip geht sie bestmöglich mit der Situation um. Sie weiß, was ihre Möglichkeiten sind, versinkt nicht im Selbstmitleid, sondern macht das Beste daraus, mit Stolz und Selbstbestimmung. So geht sie am Ende als Größere hervor.

telschau: Wie würde ihre Art von Rebellion aussehen?

Rittberg: Ich bin sehr dankbar, dass ich nicht in eine Welt hineingeboren wurde, in der es solche Erwartungen gibt, wie Miss Sophie sie kennt. Ich würde wohl abhauen, reisen oder mit dem Kopf durch die Wand.

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