PRINZESSIN VICTORIA Die berühmteste Praktikantin Deutschlands

Die schwedische Kronprinzessin Victoria hat ihr zweimonatiges Praktikum in Berlin begonnen. Wird die Thronfolgerin wirklich behandelt wie jede andere Praktikantin auch?

Praktikanten sollten eigentlich morgens unter den ersten im Büro sein - doch für Schwedens Kronprinzessin Victoria galten am Dienstagmorgen in Berlin andere Regeln. Kurz vor 9.00 Uhr begann die 25-jährige Thronfolgerin offiziell ihr zweimonatiges Praktikum bei der deutschen Abteilung des schwedischen Exportrates. Da hatten die anderen Mitarbeiter des Büros schon Kaffee gekocht, Blumen aufgestellt und Position bezogen. »Ich freue mich sehr auf die Kronprinzessin«, sagte eine von Victorias neuen Kolleginnen, die ihren Namen nicht verraten wollte. »Das ist ein ganz besonderes Erlebnis.«

Keine »Extrawurst« für die Prinzessin

Ganz informell im ärmellosen, fliederfarbenen Sommertop gekleidet startete die Prinzessin, die am Montag in Berlin angekommen war, in ihren ersten Arbeitstag. Dagegen hatten manche ihrer insgesamt zwölf neuen Kollegen ihre Garderobe eher offiziell gewählt und zu Kostüm und Pumps oder zum dunklen Anzug gegriffen. Eine Mitarbeiterin hatte auf dem Weg zur Arbeit ein kleines Blumensträußchen in der Hand. Für die Prinzessin? »Kann sein«, sagte sie und wurde ein bisschen rot. Allerdings wird es, das versicherte ein Mitarbeiter des Exportrates, eher locker zugehen. »Die Kronprinzessin wird alle Arbeiten erledigen, die wir auch tun.«

Per Du mit der Kronprinzessin?

Zu Beginn des Arbeitstages im zweiten Stock des Bürogebäudes in einer Wohnstraße im Stadtteil Wilmersdorf stand erst mal eine Besprechung auf dem Plan. An der Seite Victorias war an diesem Vormittag auch die Sprecherin des schwedischen Hofes, Elisabeth Tarras-Wahlberg. Einer der Tagesordnungspunkte an den hellen Tischen hinter riesigen Glasfronten war nach Angaben eines Mitarbeiters die Anrede für Victoria - schließlich sagen, wie in Skandinavien üblich, sonst alle Du zueinander. »Ich denke, wir werden sie einfach mit Kronprinzessin ansprechen«, sagte ein Kollege.

Warten auf Onkel Jörg

Auch andere Protokollfragen wurden aufgeworfen: Die Prinzessin hatte nach ihrer Ankunft mit einer Linienmaschine aus dem dänischen Kopenhagen exakt 11 Minuten auf dem Rollfeld warten müssen, bis sie abgeholt wurde, wie die »Bild«-Zeitung berichtete. Victoria - mit Pferdeschwanz und im weißen Top mit wadenlangem Rock - blinzelte in die Sonne, zog sich die Lippen mit Labello nach und wurde schließlich von ihrem in Berlin lebenden Onkel Jörg Sommerlath auf dem Rollfeld abgeholt. Darf man eine Prinzessin warten lassen? »Ungehörig«, urteilte ARD-Adelsexperte Rolf Seelmann-Eggebert in der Zeitung: »Peinlich, peinlich«.

»Lasst die gute Frau mal arbeiten«

Die Berliner werden sich vermutlich nicht so sehr um Protokoll und Bräuche scheren. Für so manchen ist die Prinzessin einfach ein nettes Mädchen in der Ausbildung. So wie für eine Nachbarin, die die Thronfolgerin auf ihrem Weg zur Arbeit beobachtete: »So jetzt ist Feierabend«, rief sie den Fotografen zu. »Lasst die gute Frau mal arbeiten.«

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