Streit um Schönheitskrone Rettet Miss France

Miss France soll ihre Schönheitskrone zurückgeben - wegen anzüglicher Fotos, die ein Magazin veröffentlicht hat. Doch gegen die Rücktrittsforderungen regt sich massiver Widerstand. Selbst der Elysee-Palast hat sich mittlerweile eingeschaltet.

"Sie muss sofort zurücktreten, oder wir werden sie zwingen zu gehen." Die Präsidentin des Miss-France-Komitees, Geneviève de Fontenay, versteht keinen Spaß, wenn es um das Ansehen der französischen Schönheitskönigin geht. Und das soll die amtierende Titelträgerin, Valérie Bègue, wegen schlüpfriger Fotos in den Schmutz gezogen haben. Am Freitag will das Miss-France-Komitee darüber entscheiden, ob Bègue der Titel aberkannt wird. Gegen eine solche Entscheidung regt sich in ganz Frankreich bereits massiver Widerstand.

Stein des Anstoßes sind Fotos, die das französische Boulevardmagazin Entrevue nach der Wahl veröffentlicht hat. Darauf ist die 22-Jährige zu sehen, wie sie nur im Bikini bekleidet auf einem Kreuz festgebunden ist, das in einem Pool treibt. Die Fotos waren Werbeaufnahmen für eine Kleidermarke, wurden jedoch nie veröffentlicht. "Das waren Versuche, ich war jung", wehrte sich die von der Insel La Réunion stammende Bègue im Radiosender "Free Dom". Sie sei "durch die Veröffentlichung von drei Jahre alten persönlichen Fotos verraten worden."

Doch Geneviève de Fontenay kennt keine Gnade: "Ich kann nicht das ganze Jahr mit einem Mädchen wie der herumlaufen", sagte die 75-Jährige empört. Es sei ihr unverständlich, wie Bègue "die Frechheit haben konnte", trotz der Fotos überhaupt anzutreten. Nach den Regeln des französischen Schönheitswettbewerbs dürfen keine Kandidatinnen antreten, die in "in zweideutigen Posen oder vollkommen nackt" Model gestanden haben. Wegen des Kruzifix-Bildes sprach Fontenay sogar von "Gotteslästerung".

Ganz so eng scheint das der Bischof der Insel La Réunion, Gilbert Aubry, nicht zu sehen. Er habe die Fotos zwar als "schockierend" empfunden, erteilte seiner Landsmännin aber zugleich Absolution. Und damit steht der Bischof nicht alleine da. Auf ihrer Heimatinsel haben bereits mehrere hundert Menschen gegen den Entzug des Titels demonstriert, in Paris sprangen der Inselschönheit die ehemaligen Schönheitsköniginnen zur Seite.

Die Aktion "Rettet Miss France" erfährt sogar eine politische Dimension. Krönchen-Aufseherin Fontenay wird Rassismus vorgeworfen, weil sie in einem Interview flapsig von Réunion - mit seiner teils farbigen Bevölkerung - als "da unten" gesprochen hatte. Deshalb haben sich jetzt sogar Politiker in Paris eingeschaltet, die eine Krise mit der Inselbevölkerung vermeiden möchte. Der für die Überseegebiete zuständige Staatssekretär Christian Estrosi versuchte Fontenay per Telefon zum Einlenken zu bewegen. Ob er damit Erfolg hatte, wird sich am Freitag zeigen.

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Mai/DPA

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