Vor mehr als 20 Jahren wurden Sie von allen Teenies angeschwärmt. Erinnern Sie sich gern?
Klar! Ich bekam säckeweise Fanpost, war auf Promi-Partys. Ein verrücktes Leben. Noch heute bekomme ich täglich Dutzende Mails. Meine Frau und ich sitzen oft vor dem Rechner und schütteln den Kopf.
Atréju war die Hauptrolle in "Die unendliche Geschichte". Ihr erster Film?
Nein, ich habe schon mit drei in einem Werbespot mitgespielt, mit sechs Jahren in einer Serie. Mit zwölf wollte ich dann unbedingt Atréju spielen.
Sind Sie gleich genommen worden?
Leider nicht! Es wurde weltweit nach dem Hauptdarsteller gesucht - über Casting- Agenturen, auf Schulhöfen, Spielplätzen. Mehrere Tausend Jungen haben sich beworben. Bevor die Wahl auf mich fiel, musste ich zwölfmal vor verschiedenen Filmleuten vorsprechen. Ein Albtraum.
Umso aufregender, sich dann zum ersten Mal auf der Kinoleinwand zu sehen.
Nun, das war weniger schön. Ich war von der Premierenfeier ausgeladen. Während der Film ein Sensationserfolg war, tobte hinter den Kulissen ein Krieg.
zwiti>Inwiefern? Es gab einen Rechtsstreit. Grund war, dass die Dreharbeiten anfangs nur drei Monate dauern sollten und ich auch nur einen Vertrag über drei Monate bekam. Tatsächlich aber wurde knapp zehn Monate gedreht - ich aber nur für drei bezahlt. Daraufhin schalteten meine Eltern einen Anwalt ein. Später habe ich zwar einen Teil der Restgage bekommen - wurde aber von der Feier und allem weiteren ausgeschlossen.
Schlimme Erfahrung für einen Zwölfjährigen.
Und wie! Erst mal war ich ja irre lange Zeit von zu Hause weg gewesen. Dann haben mir die Filmleute während des Drehs immer wieder erzählt, dass wir eine Familie sind - und dann haben sie mich ausgeladen. In diesem Moment wurde mir klar, dass ich nur eine Nummer bin, es einzig ums Geld ging. Das war hart.
Hatten Sie da noch Lust aufs Filmgeschäft?
Doch, ich habe noch ein paar Filme gemacht. Aber mit 20 hat es mir gereicht. Ich habe ein paar Jahre lang als Barkeeper gearbeitet und als Versicherungsmakler. Heute jobbe ich im Motorradladen eines Kumpels.
Sie haben Piloten und Stewardessen im Nahkampf ausgebildet. Wie kam es dazu?
Nach den Anschlägen vom 11. September wollten viele Fluggesellschaften ihre Mitarbeiter schulen, damit sie sich im Fall eines Angriffs in der Luft verteidigen können. Da ich ausgebildeter Thaiboxer bin, habe ich mit mehreren Freunden aus der Kampfkunstszene ein entsprechendes Training angeboten.
zwiti>Wie muss man sich das vorstellen? Wir haben den Innenraum eines Flugzeugs nachgebaut und gezeigt, wie man sich zum Beispiel mithilfe eines Tabletts oder Sitzgurts verteidigen kann. Ich war der Angreifer, sechs Monate lang mimte ich den Terroristen. Wir hatten überwiegend weibliche Teilnehmer, lauter toughe Frauen - und ich habe ganz schön eins auf den Deckel bekommen!
Mit der Schauspielerei haben Sie also abgeschlossen?
Nein! Nach 13-jähriger Pause spiele ich jetzt wieder. Es ist das Remake von "Troll", eines alten Horrorstreifens. Ich spiele den Bösewicht. Das wird bestimmt ein mordsmäßiger Spaß!
Und danach ...
... will ich in Los Angeles einen Motorradladen eröffnen. Ich bin ein absoluter Motorradfreak. Am schönsten wäre es, wenn ich in Zukunft wieder mehr als Schauspieler arbeiten - und gleichzeitig in meinem Geschäft selbst gebaute Bikes verkaufen könnte
Interview: Sabine Hoffmann