Der Skirennläufer aus Oberstdorf wurde vor 14 Jahren bei den Titelkämpfen in Vail überraschend Weltmeister in der Abfahrt.
Zur Person:
Der Allgäuer, einst beim Bundesgrenzschutz tätig, arbeitet heute als Polizeiobermeister. 1986 fuhr Tauscher, der mit zwei Jahren erstmals auf Skiern stand, sein erstes Weltcuprennen; in der Saison 1988/89 kam er in der Abfahrt viermal unter die ersten zehn, ging als Außenseiter bei der WM an den Start - und gewann. Er beendete seine aktive Laufbahn 1995.
Seit 14 Jahren der einzige deutsche Titelträger in der so genannten Königsdisziplin. Was ist das für ein Gefühl?
Ich hab mir schon gedacht, dass da in den nächsten 20 Jahren keiner nachkommt. Und das ist kein schlechtes Gefühl. In St. Anton hätten wir den Österreichern fast eins ausgewischt. Insgesamt schaut es aber finster aus.
Warum schlittern deutsche Abfahrer auf der Streif oder in Gröden meilenweit hinter der Elite her?
Ich war neun Jahre lang Nachwuchstrainer, und da musste ich schon erkennen, dass es uns an Charakteren fehlt. Den brutalen Zwang, gewinnen zu wollen, den kann man nicht lernen. Natürlich liegt es auch am Reservoir.
Also niemand in Sicht, der beim Super G mit einem 35 Zentimeter langen Stahlnagel im Bein als Sieger "aufs Stockerl" rast, wie Österreichs Herminator?
Was der Hermann Maier da geschafft hat, ist beispiellos, oder, besser, beispielhaft. Ich hab mich narrisch mit ihm gefreut.
Was blieb Ihnen vom Titel?
Zunächst einmal die Muskeln an den Oberschenkeln und die Erinnerung. Ich habe bis 1992 gebraucht, um wirklich zu realisieren, wie gut ich damals gelaufen bin. 1992 wurde ich bei den Olympischen Spielen Siebter. Aber das hat niemanden mehr interessiert. Dennoch hat der Sieg 1989 mein weiteres Leben geprägt.
Sie haben nach Ihrer aktiven Zeit die Seiten gewechselt und sind Trainer geworden.
Ich habe sämtliche nationalen Lizenzen des Deutschen Skiverbands erworben. Dazu kam ein dreijähriges Studium an der Trainerakademie in Köln mit dem Abschluss "Diplomtrainer Ski alpin". Zusätzlich studierte ich an der Führungsakademie des Deutschen Sportbundes in Berlin mit dem Schwerpunkt Sportmanagement. Und dann kam noch die Technische Universität München. Da schloss ich als staatlich geprüfter Skilehrer ab. Ich bin von der TU ohne weitere Prüfung in das Lehrteam des Deutschen Skilehrerverbandes aufgenommen worden. Das hatte es bisher nie gegeben.
Sozusagen ein Prof. Dr. Dr. Ski?
Ich habe keinen Doktor.
Sie waren dann lange Jahre Trainer, schieden aber vor einem Jahr plötzlich aus. Was war passiert?
Ich war bis zum Frühjahr Berufstrainer beim DSV. Dann sind zwischen den Funktionären und den Trainern die Meinungen darüber, wie es weitergehen soll, nicht mehr deckungsgleich gewesen, um es vorsichtig zu sagen. Wir haben uns im gegenseitigen Einvernehmen getrennt.
Arbeitslos, von heute auf morgen?
Na ja. Ich hatte noch eine Option. Ich wollte Polizist werden. Das konnte ich aber nur, wenn ich nicht älter war als 35 Jahre, und ich wurde 35. Das hat gerade noch geklappt. Ich bin jetzt Polizeiobermeister...
... und regeln auf der Piste den Verkehr, indem Sie beschwipste Pistensäue jagen?
Leider nicht. Ich bin in Murnau auf Streife, ein ganz normaler Polizeiobermeister in familienähnlichen Verhältnissen, mit meiner Freundin Margit und unserer kleinen Anna, die gerade eineinhalb Jahre alt ist. Damit bin ich ausgefüllt, zumal ich ja auch noch als Skilehrer arbeite. Ich bin Familienmensch geworden, stockehrlich.
Wann standen Sie zuletzt auf Skiern?
Vor zwei Tagen. Und mit dem Wasi Wasmeier und dem Girardelli war ich vor kurzem noch in Kitzbühel. Es war sehr lustig.
Und wann sind Sie zum letzten Mal gestürzt?
Das ist auch erst vor kurzem gewesen. Aber Gott sei Dank hat es keiner gesehen.
Interview: Rupp Doinet