Sommer-Knigge Nackt in der Stadt

Von Elisabeth Bonneau
Mit steigenden Temperaturen fallen auch die Hüllen. Nicht nur am Strand, sondern auch in den aufgeheizten Innenstädten ist im Sommer viel nacktes Fleisch zu sehen. Besonders Berufstätige sollten sich jedoch bedeckt halten.

"Hier bin ich Mensch, hier darf ich sein", denkt offensichtlich so mancher Besucher von Stadtparks und City-Stränden und räkelt sich halbnackig auf der Bastmatte. Dann wird gezeigt, was der Body zu bieten hat und oft nicht nur an der Caipirinha genuckelt. Beliebt ist auch, sich von seiner Lebenspartnerschaft in aller Öffentlichkeit bis in die Intimzonen hinein eincremen zu lassen.

Wir sind ja nicht im Dienst, lautet die Devise von Frauen, die im Büro nur in hochgeschlossen Kostümen, und Männern, die am Arbeitsplatz nur mit Krawatte, zu sehen sind. Der Mensch braucht Freiräume, und ständige Contenance macht unentspannt, vielleicht sogar zwanghaft. Aber nicht ohne Grund nervte die Patentante schon vor Jahren mit der Warnung: "Kind, benimm dich, irgendeiner kennt dich immer." Die Dame lag mit ihrer Einschätzung gar nicht so falsch.

Zur Person:

Elisabeth Bonneau ist Kommunikationstrainerin mit über 30 Jahren Erfahrung in Bildung, Aus- und Weiterbildung. In ihren Seminaren und Veröffentlichungen gibt sie Antwort auf die Frage: "Welches Verhalten ist heutzutage richtig?" Ihr aktuelles Buch ist der "Mini-Knigge mit Fettnapf-Frühwarnsystem", erschienen bei Gräfe und Unzer

Zwar beginnt die soziale Kontrolle in einer von Anonymität geprägten Gesellschaft weniger hinter den Gardinen der Nachbarin, verschwunden ist sie deshalb nicht. Wer garantiert, dass sich im Park oder am Strand nicht auch (künftige oder aktuelle) Kunden oder Geschäftspartner, Vorgesetzte oder Mitarbeiter, Schüler oder Lehrer tummeln - die man auf den ersten Blick in Badehose oder Bikini ja gar nicht erkennt? Wer das bedenkt, hält sich zumindest ein wenig bedeckt und mit Erotik zurück.

Wer hingegen sozial völlig unabhängig ist, kann im Stadtpark oder am Strand den lieben Gott einen guten Mann sein lassen. Solange man nicht am nächsten Morgen am Arbeitsplatz für Disziplin sorgen muss, darf man sich von seinen Freundinnen ruhig die Oberschenkel massieren lassen. Und wer als Frau nicht erwartet, am nächsten Tag wie eine Dame die Tür aufgehalten zu bekommen, wenn man die Nacht davor oben ohne Salsa tanzend gesehen wurde, ist ja alles okay.

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