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Jetzt auf Netflix Ich hab mir "Dawson's Creek" nach fast 20 Jahren nochmal angesehen - es war ein Fehler

Dawson's Creek
Hi, Pacey! Und Joey, Dawson, Jen natürlich.
© Picture Alliance / Picture Alliance
So viel Drama, so viel Gefühle: Netflix zeigt momentan die 90er-Jahre-Serie "Dawson's Creek". Unsere Autorin hat die Serie als Teenie geliebt. Und sich mal wieder eine Folge angesehen. Ein Fehler.

Es war 1999, ein Samstagmittag und meine Schwester saß mit Tränen in den Augen im Wohnzimmer vor dem Fernseher. Was zum Teufel guckte die da? Mit meiner von Geburt gegebenen Autorität als große Schwester schubste ich sie vom guten Platz auf dem Sofa runter und riss die Fernbedienung an mich. Konnte ja so gut nicht sein, was sie glotzte - oder doch?

Es ging um dieses hübsche Mädchen Joey, das in den Nachbarsjungen Dawson mit der schrecklichen Frisur verliebt war, obwohl der hotte Typ Pacey auch dort wohnte, und ständig wurde TOTAL ERWACHSEN über Gefühle geredet und alle hingen am Wasser ab. "Dawson's Creek" hieß die Serie und ich war sofort fasziniert. Von da an war auch ich jeden Samstag dabei, wenn auf Sat.1 das ersehnte "I don't want to wait" von Paula Cole losschepperte.

Ich war natürlich #TeamPacey - nur ohne Hashtag, das gab es damals noch nicht. Aber immerhin: Bei der Fan-Site "Capesidenews.de" hab ich meinen allerersten Newsletter abonniert - kein Witz! Nach jahrelangem "Bravo"-Konsum konnte ich es kaum glauben, dass ich ohne das heilige Blatt und JEDERZEIT an Fotos von Pacey rankommen konnte. Ein Meilenstein. Genau dafür musste dieses Internet erfunden worden sein!

"Dawson's Creek" war damals soo toll - aber heute?

Kurz: "Dawson's Creek" war definitiv das Coolste, was mir meine kleine Schwester jemals gezeigt hatte. Bloß: Wie cool war es eigentlich wirklich? Würde die Serie, die mein Teenager-Herz so berührt hatte, auch heute noch qualitativ gut wirken? Da die Serie seit Januar wieder auf Netflix zu sehen ist, hab ich den Selbsttest gewagt und mir nochmal eine willkürliche Folge der ersten Staffel angeschaut. Und ich muss euch warnen: Es war nicht ganz einfach.

Zunächst mal muss festgehalten werden: Was haben die viel gelabert! Sehr viel. Eigentlich ununterbrochen. Und dafür, dass sie 15-jährige amerikanische Schüler darstellen sollten, viel zu altklug. Damals fand ich es aber cool, wenn Joey Sätze sagte wie "Ich möchte, dass du erkennst, dass das, was wir haben mehr ist als vergängliche äußere Schönheit." Oder: "Die Dinge ändern sich. Menschen sterben, wir werden erwachsen. Irgendwann ist alles anders, Dawson!" Das war schon DEEP.

Was mir außerdem aufgefallen ist:

1. Joey ist eine Feministin!

"Was da abläuft, ist an Verhöhnung, Dämlichkeit und Sexismus nicht zu überbieten", schimpft Joey über einen Schönheits-Wettbewerb. Und das war noch vor Beyoncé und "Feminism"-Shirts bei H&M! Den Bechdel-Test würde "Dawson's Creek" wahrscheinlich trotzdem nicht bestehen: Jen und Joey reden gefühlt NUR über Dawson. Schnarch.

2. Das Ganze ist weniger intelligent, als früher gedacht

Die ganzen Anspielungen, die ach-so-raffinierten Meta-Ebenen wirken beim zweiten Gucken leider ziemlich platt. In dieser Folge beschwert sich Joey erst darüber, dass Dawson sie nicht als Frau sieht, dann sagt Dawson Joey, dass er sie nicht als Frau sieht und danach singt Joey einen Song aus "Les Misérables" mit der Zeile "I know that he is blind". Drama, baby. Aber wenig subtil.

3. Ich vermisse die 90er!

Katie Holmes vor Scientology und Tom Cruise, Michelle Williams vor den Oscar-Nominierungen und der tragischen Heath-Ledger-Beziehung, Joshua Jackson ohne Diane Krueger - die Darsteller wirken so schön unschuldig im Nachhinein! Und der Style mit Baggy Pants und Spaghettiträger-Tops war einfach großartig.

Übrigens: Zum Jubiläum vor drei Jahren haben sich die Schauspieler von damals noch einmal für ein Interview zusammengetan. Die Fotos für "Entertainment Weekly" lassen fast die Gefühle von früher aufkommen - nur etwas weniger melodramatisch, zum Glück. Trotzdem gilt für mich: Capeside Forever!

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