Freizeit Die Ferien-Formel

Freizeit: Die Ferien-Formel
25% Wintersport, 10% Shopping, 3% Sex – wie sieht der perfekte Urlaub aus?

Am Anfang jedes Urlaubs stehen viele Zahlen, die das Ausmaß des geplanten Abenteuers limitieren oder zumindest sehr stark beeinflussen:

  • Jahresresturlaub
  • aktueller Kontostand
  • Reisegruppengröße
  • maximales Kofferstauvolumen
  • Durchschnittstemperatur am Zielort

Und diese Zahlen drehen und wenden wir dann hin und her, her und hin, um die Frage nach dem perfekten Urlaub, die nichts weiter ist als eine Gleichung mit vielen Unbekannten, ein und für allemal zu klären. Während des Urlaubs wollen wir dann von Zahlen nichts wissen. Zahlen stehen für den Alltag, den Kleinkram, die Altersversorgung, den Kreditrahmen, all das, was wir ja hinter uns lassen wollen, wenn wir in den Urlaub fahren. Im Urlaub, denken wir, ist alles reine Erfahrung und pures Gefühl und alles fließt und nie sagt jemand: »Stopp!«

Ich war bis Anfang dieser Woche in einem langen Urlaub, in dem nie jemand »Stopp« sagte und alles floss und reine Erfahrung war und … naja, sagen wir, mir geht es gerade ziemlich gut. Der Urlaub aber ist vorbei und sofort kreisen die Zahlen wieder in meinem Kopf. Ich denke allerdings nicht über die Kreditkartenabrechnung oder mein Flugmeilenkonto nach, sondern versuche den Urlaub, der dieses unglaublich angenehme, entspannte Gefühl generiert hat, einer quantitativen Analyse zu unterziehen: Was habe ich diesmal richtig gemacht? Geht es um spezielle Faktoren? Oder ein ausgewogenes Verhältnis? Wie sieht die perfekte Ferien-Formel aus? Meine so:

  • Skifahren: 25%
  • Familienzeit: 20%
  • Tolle Partys: 10%
  • Schlimme Kater: 15%
  • Von A nach B: 10%
  • Entenessen: 5%
  • Familienknatsch: 5%
  • Fußgängerzone: 4%
  • Serien gucken: 3%
  • Lesen: 2%
  • Sex: 1%

Wenn ich auf meine Liste blicke, merke ich, dass ich die vergangenen zwei Wochen gar nichts Besonderes gemacht habe, sondern nur auf einen guten Zickzackweg durch München und Umgebung gefunden habe. Es ist natürlich keine Überraschung, dass es glücklich macht, sich auf 3000 Metern vom Föhnsturm den Kopf frei räumen zu lassen (Skifahren: 25%). Aber dass mir diese eine Raststation auf der Brennerautobahn so ans Herz gewachsen ist (Von A nach B: 10%), zeigt, dass ein Urlaub eben auch das Warten, das Langsame, das Andere braucht, damit man die Höhepunkte überhaupt als solche erkennt.

In diesen Tagen kommen wir ja alle aus dem Urlaub zurück. Schwirren Euch auch schon wieder Zahlen durch den Kopf? Habt Ihr eure perfekte Ferien-Formel schon gefunden? Wie sieht aus? Oder sind derartige Listen und Urlaubsbedienungsanleitungen für Euch nur ein Symptom des allgemeinen Optimierungswahns, der dem Mensch im 21. Jahrhundert den Zugang zu wirklicher Erfahrung verstellt? Das wäre natürlich auch ein Argument.