Der Haarschopf von Taylor McGowan ist einfach nicht zu zähmen: Die Mutter der Anderthalbjährigen aus dem US-Bundesstaat Illinois verzweifelte lange an Kämmen, Bürsten und Pflegeprodukten. Und stutzte: Wieso waren die blonden Haare ihrer kleinen Tochter so widerspenstig, dass sie dauerhaft in sämtliche Richtungen vom Kopf abstanden?
Bald hörte die Familie zum ersten Mal vom sogenannten "Struwwelpeter-Syndrom", einer äußerst seltenen Haar-Anomalie und kontaktierte Professorin Regina Betz von der Universität Bonn.
Seltenes Syndrom erst 2016 entdeckt
Sie hatte das Syndrom 2016 entdeckt. Betz schrieb in ihrer Studie: "Die Betroffenen haben extrem krauses, trockenes, meist hellblondes Haar mit charakteristischem Glanz, das jedem Versuch, es zu zähmen, erfolgreich widersteht." Das klang sehr nach der kleinen Taylor. Und nach einigen Blutproben, die im Labor von Betz ausgewertet wurden, stand die Diagnose fest: Taylor hat tatsächlich das Struwwelpeter-Syndrom. Weltweit sind nur 100 solcher Fälle bekannt sind.
"Ich war geschockt", wird Mutter Cara in einer auf der Webseite "lovethatmatters" veröffentlichten Geschichte zitiert. Die Mutter hatte sich Sorgen um die Zukunft ihrer Tochter gemacht. Die Sorge: Ihr Kind könnte für ihre Haare später gemobbt werden und ein unglückliches Leben führen,
"Niemand wird sich über mein Kind lustig machen!"
"Nach einer Zeit der Traurigkeit kam mein Beschützerinstinkt zum Vorschein. Niemand wird sich über mein Kind lustig machen", beschreibt Cara ihre Gefühle auf "lovewhatmatters". Sie würden einen Weg finden, dass Taylor mit genauso viel Spaß und Freunden und Glücksmomenten wie jeder andere aufwachsen könne.
So entsteht die Facebook-Seite "Baby Einstein 2.0", auf der Mutter Cara mit zahlreichen Bildern von Taylor auf das Syndrom aufmerksam macht. Damit will sie sowohl aufklären, als auch für Akzeptanz und Toleranz werben.
Syndrom beruhigt sich mit fortschreitendem Alter
Für immer werden Taylors Haare übrigens nicht so widerspenstig sein: Das Struwwelpeter-Syndrom beruhigt sich laut Betz auch "im Laufe der Zeit", wie die Professorin in ihren Studien herausfand. Im Erwachsenenalter wäre es sogar möglich die Haare mehr oder weniger normal zu stylen.
Und noch eine viel wichtigere Erkenntnis aus Betz' Studien: Das Struwwelpeter-Syndrom ist eine Haar-Anomalie, die keine schweren Begleiterscheinungen hat. Für die McGowans heißt das, dass sie sich keine Sorgen um die Gesundheit ihrer kleinen Tochter machen müssen. Und sie kerngesund aufwachsen kann.