NEON-Serie Was unsere Liebe groß macht: Marille und Hermann verbindet eine gemeinsame Leidenschaft

Von Daniela Gassmann
Marille, 76, und Hermann, 79, beide in Rente
Marille, 76, und Hermann, 79, beide in Rente
© Verena Kathrein/NEON
Zusammenziehen, heiraten, Kinder kriegen: der Drei-Punkte-Plan jeder Beziehung? Oft sind es viel kleinere Schritte, die eine Liebe groß machen. Fünf Paare erzählen in der neuen NEON-Serie. Dieses Mal: Marille und Hermann.

Für alles gibt es einen Standard: für Papiergrößen, Ladegeräte und Gurkenformen, für das Maß von Gräbern und sogar für Beziehungen. Der ist zwar nirgendwo verbindlich aufgeschrieben worden, dafür aber überall sichtbar. Drei Stufen, meist in festgelegter Reihenfolge, versuchen zu definieren, auf welchem Level der Verbindlichkeitsskala man gerade steht.

Basic-Paket: in eine gemeinsame Wohnung ziehen. Pro-Version: heiraten. Deluxe-Endstufe: Kinder bekommen.

Etappensiege, die entsprechend groß gefeiert werden. Und trotzdem gibt es, weit vor der ersten gemeinsamen Wohnung und lange nach dem dritten Kind, immer auch die kleinen Schritte, die manchmal so beiläufig, skurril oder alltäglich erscheinen, dass sie kaum jemand sieht und also auch nicht zum Jubeln vorbeikommt. Da fliegt kein Lametta, da lässt niemand Luftballons steigen oder schmeißt eine große Party. Und trotzdem sind sie entscheidend, weil sie die Beziehung beiläufig auf ein neues Level heben. Sie machen uns zu Komplizen in einer Geschichte, die nur wir kennen, oder sind der Beginn eines Rituals, das Tradition werden möchte und damit auf eine lange gemeinsame Zukunft verweist.

Marille (76), Hermann (79) und die Liebe zum Tanz

H: "Wir sind seit 1999 zusammen. Vor sechs Jahren haben wir uns ein Tanzturnier angesehen. Nicht mal eine Woche später haben wir selbst einen Tanzkurs begonnen."

M: "Wir waren die einzigen Anfänger, haben aber zueinander gesagt: 'Das schaffen wir!'"

H: "Von wegen! Nach ein paar Sekunden mussten wir flüchten, weil uns die Gruppe an die Wand getanzt hat. Aber wir haben nicht aufgegeben und irgendwann unsere Harmonie gefunden." 

M: "Bis heute tanzen wir täglich. Dazu gehen wir in den Keller, legen eine CD ein und üben neue Figuren oder ganze Choreografien. Am liebsten mögen wir Tango und schnelle Tänze wie Jive. Das Tanzen bedeutet uns viel, weil wir gemeinsam Neues lernen." 

H: "Und gemeinsam lachen, wenn mal etwas nicht klappt. Außerdem erleben wir dadurch viel: Bei Spaßturnieren standen wir schon auf dem Siegertreppchen. Auf einer Kreuzfahrt haben wir uns sogar getraut, bei einer Poolparty vor 1500 Leuten spontan Rock 'n' Roll zu tanzen." 

M: "Da sieht man: Auch Jahre nach der Hochzeit kann noch ein neuer Schritt kommen. Sogar wenn man zusammen schon über 150 Jahre alt ist."