Uni-Bristol-StuergelderEs mutet wie ein Schildbürgerstreich an: Die altehrwürdige Universität zu Bristol im Südwesten Englands war auf der Suche nach dem perfekten Namen für ein Gebäude auf dem Campus. Der bisherige Name "Senate House" hatte offenbar ausgedient. Wie britische Medien berichten, gab die Hochschule mehr als 20.000 Pfund (umgerechnet etwa 21.850 Euro) für externe Berater aus, um einen neuen Namen zu finden. Dies ging aus einer "Freedom of Information Request"-Anfrage der "Daily Mail" hervor, also einem Antrag mit Berufung auf das britische Informationsfreiheitsgesetz.
Knapp die Hälfte des Geldes ging demnach für eine Kommunikationsagentur drauf, die qualititativ und quantitaiv zum Thema Namensfindung forschte.
Weitere 9656 Pfund wurden für eine Straßenumfrage unter rund 1000 Studenten zum Thema ausgegeben. Nochmal 1174 Pfund kostete angeschafftes Promo-Material. Da fällt der letzte benannte Posten - 420 Pfund für Datenanalyse - vergleichsweise gering ins Gewicht.
Ergebnis einer Umfrage: Der alte Name ist der neue Name
In einer Online-Umfrage konnten die Studenten zudem eigene Vorschläge für einen neuen Namen anbringen und schließlich über die weiteren Optionen abstimmen. Wie "Bristol Live" berichtet, stand am Ende folgende Rangliste:
- Senate House: 22 Prozent
- Student Hub: 11 Prozent
- Jo Cox Building: 10 Prozent
- The Campus Heart: 10 Prozent
- Cornerstone: 9 Prozent
- Housey McHouseface: 7 Prozent
- Student House: 7 Prozent
- Building McBuildingface: 6 Prozent
- Uni McUniface: 5 Prozent
- University Anchor: 4 Prozent
- None of the above: 9 Prozent
Steuerzahler kritisieren die hohen Ausgaben
Eine Erkenntnis: Hätten sich die Befürworter der "McNamen" - mutmaßlich inspiriert von dem Namensvoting für ein Forschungsschiff im Jahr 2016 - zusammengetan und auf eine Variante verständigt, hätten sie eine weit höhrere Platzierung erzielt. Das weitaus wichtigere Ergebnis: Der alte Name war offenbar gar nicht so schlecht, da er als deutlicher Sieger hervorging. Die Frage, die nun im Raum steht lautet: Hätte die Uni das nicht auch ohne die immens hohen Ausgaben herausfinden können?
Vertreter der "Taxpayer's Alliance", dem britischen Pendant zum Bund der Steuerzahler, übten entsprechende Kritik: "Das ist eine lächerliche Verschwendung von Geldern, die für akademische Ressourcen hätten ausgegeben werden sollen", zitiert "Bristol Live" einen Sprecher. Der sagt weiter: "Ohne Zweifel hätte die Universität die Hilfe ihrer vielen talentierten immatrikulierten Studenten auch gratis bekommen". Die Universität selbst wiederum dankte allen, die am Findungsprozess beteiligt waren. "Es scheint sich zu zeigen, dass es weniger wichtig ist, wie wir das Gebäude nennen, als was darin geschieht", lautet ein Statement aus der Hochschule.
Warum der Name zuvor überhaupt zur Diskussion stand, geht übrigens aus den Berichten nicht hervor.
Quellen: "Daily Mail", "Bristol Live"