Eindeutiges Online-Votum Forschungsschiff soll "Boaty McBoatface" heißen

Der Schuss ging nach hinten los: Auf der Suche nach einem Namen für ihr neues Forschungsschiff ließ eine britische Behörde das Netz abstimmen. Der Zuspruch war enorm - das Ergebnis jedoch bringt die Verantwortlichen in die Bredouille.

Es deutete sich früh an, jetzt ist es gewiss: Nachdem die britische Regierungsbehörde NERC (National Environment Research Council) per Online-Votum über den Namen für ihr neues Forschungsschiff abstimmen ließ, hat sich die Netzgemeinde mit überwältigender Mehrheit für eine Variante entschieden, die sich die Verantwortlichen so sicher nicht gewünscht hatten. Wie der "Guardian" berichtet, entfielen letztlich 124.109 Stimmen auf den Namen "RSS Boaty McBoatface" - frei ins Deutsche übersetzt: "Bötchen McBootsgesicht" -, der damit fast viermal so viel Zuspruch erhielt wie der zweitplatzierte Vorschlag "RSS Poppy-Mai" (34.371 Stimmen).

Die NERC hatte einen Monat lang unter dem Hashtag "#NameOurShip" auf seiner Homepage abstimmen lassen, wie das rund 256 Millionen Euro teure Polarforschungsschiff künftig heißen soll. Am vergangenen Samstag und nach Ablauf der Wahlfrist bedankte sich die Behörde bei den Teilnehmern und erklärte, dass man nun keine Vorschläge mehr akzeptieren werde.

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NERC lässt sich Hintertür offen

Man habe eine riesige Menge an Vorschlägen erhalten, die nun geprüft würden, teilte das NERC mit. "Die endgültige Entscheidung wird zu gegebener Zeit bekannt gegeben." Tatsächlich steht noch nicht fest, ob der einst vom früheren BBC-Radiomoderator James Hand ins Spiel gebrachte Name wirklich bald an der Seite des Schiffs prangen wird. Demnach hatte die Behörde bereits im Vorfeld klar gemacht, dass man die Ideen zwar ernst nehme, diese aber nicht bindend seien. Offenbar befürchteten die Verantwortlichen schon im Vorfeld, dass sich ein Vorschlag durchsetzen könnte, der nicht ihrem Geschmack entspricht.  

NERC-Chef Duncan Wingham, dem nun die endgültige Entscheidung obliegt, sieht sich nun also einem Dilemma gegenüber: Beugt er sich dem eindeutigen Online-Votum und riskiert damit, dem wissenschaftlichen Ansehen seiner Institution zu schaden. Oder schreckt er zurück und plädiert stattdessen - und wie eigentlich üblich - für eine Benennung zu Ehren bereits verdienter Forscher.

Ideengeber spricht von "verrückten Wochen"

Hand, der das NERC durch seinen Vorschlag in die Bredouille brachte, bedankte sich nach dem Abstimmungsende für den Zuspruch und sprach rückblickend von "ein paar verrückten Wochen", wie er auf Twitter mitteilte.

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Das Ganze habe nichts mit ihm zu tun, sagte er dem "Guardian". Sicher, er habe den Vorschlag gemacht, aber der Sturm der daraus entstanden sei, habe sich verselbstständigt. "Ich denke, das ist ein sehr britisches Ding", wird Hand in dem Bericht zitiert. Auch wenn er "Boaty McBoatface" für einen "brillianten Name" halte, habe er selbst für die Variante "RRS David Attenbourough" zu Ehren des gleichnamigen britischen Naturforschers gestimmt. Diese landete letztlich aber nur auf Rang fünf.

Hand ist als Ideengeber aus der Sache also fein raus - ganz im Gegensatz zu NERC-Chef Wingham, dem angesichts des großen öffentlichen Interesses eine schwierige Entscheidung bevorsteht.

mod

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