Christian Löer stand vor kurzem vor dem Tee-Regal eines Supermarktes und dachte unwillkürlich an seine Eltern. Der Geruch erinnerte ihn an die Küche des Hauses, in dem er aufgewachsen war. Dieser Geruch war für Löer insofern ein spektakuläres Erlebnis, als dass er eigentlich nichts riecht. Und daher auch fast nichts schmeckt. Er leidet unter Anosmie, so nennen das die Ärzte.
Die Pizza verbrennt im Ofen: Löer merkt nichts davon. Löer stinkt nach einer Überdosis Parfüm: Er merkt nichts. Der Geruch der Freundin, die gerade das Haus verlassen hat, hängt noch in der Luft: nichts. Und beim Essen kann er süß von sauer, aber nicht frische von verdorbener Salami unterscheiden. Und ganz okay nicht von unglaublich lecker.
Löer schildert in der Dezember-Ausgabe von NEON, wie er seinen Geruchs- und Geschmackssinn verlor und wann ihm das am meisten zu schaffen macht – etwa wenn er sich nach dem typischen Duft einer Buchsbaumhecke sehnt, wie sie im Garten seiner Großmutter stand, ein Geruch von der Art, die normalerweise eine Lawine von Erinnerungen lostritt. Die Sache mit dem Tee-Regal gibt Löer immerhin Hoffnung, dass der Geruchssinn vielleicht doch zurückkehrt.
Welcher Geruch hat bei euch zuletzt eine besondere Erinnerung ausgelöst? Und welche?