Fotografin Jess T. Dugan und Sozialarbeiterin Vanessa Fabbre sind über fünf Jahre hinweg durch die USA gereist, um die Lebensgeschichten von Menschen zu dokumentieren, die nicht den gängigen Vorstellungen einer älteren Generation entsprechen. Menschen, die einen anderen Weg hinter sich haben. Die zu einer Zeit, als es noch nicht einmal Worte dafür gab, wussten, dass sie anders leben möchten. Trans-Menschen oder nicht genderkonform lebende Menschen existieren nicht erst seit ein paar Jahren, aber erst jetzt haben sie sich Sichtbarkeit in der Gesellschaft verschafft. Der Weg mancher der interviewten Protagonisten war besonders hart. Sie stießen auf Hass und Ablehnung in der Gesellschaft, wurden misshandelt und missbraucht. Andere, die große Angst vor einem Coming-out hatten, waren überrascht, dass ihr Umfeld längst geahnt hatte, dass sie mehr als ihre äußere Hülle sind.
Ein Leben als Trans-Mensch zu führen, war früher deutlich schwieriger

"Die Interviews umspannen die letzten 90 Jahre von Erfahrungen transsexueller Identität in den USA und bieten einen wertvollen Einblick in die Geschichte und den Aktivismus dieser gesellschaftlichen Gruppe", heißt es im Vorwort. Der Fotoband stieß bei seinem Erscheinen 2018 auf so großes Interesse, dass bereits eine zweite Auflage in Arbeit ist.
Dass man heute glauben könnte, es sei gerade in, ein Trans-Mensch zu sein, belegt, wie wenig man früher davon wusste. "To Survive on This Shore" beschreibt Menschen aus einer Zeit, als sexuelle Aufklärung noch ein Tuschelthema war. In der Zeit vor dem Internet war es nicht einfach, Informationen über Geschlechtsangleichungen zu finden oder gleichgesinnte Menschen zu finden. Homosexualität stand unter Strafe. "An diesem Ufer überleben" bedeutete damals noch deutlich mehr Risiko. Doch die Entschlossenheit, mit der die Protagonisten dieses Fotobandes für ihre Sexualität, ihr Leben kämpften, macht Mut. Und den kann auch heute noch jeder brauchen, der sein Leben so führen will, dass er/sie glücklich wird.