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Neues Gesetz Sexuelle Belästigung auf der Straße: In Frankreich steht "Hey Süße" jetzt unter Strafe

Frau mit Regenschirm auf Straße
Viele Frauen fühlen sich auf der Straße nicht mehr sicher – auch in Frankreich. Dagegen will die Regierung jetzt vorgehen.
© Jon Ly / Unsplash
In Frankreich gibt es seit dieser Woche ein neues Gesetz, das jegliche sexuelle Belästigung auf der Straße unter Geldstrafe stellt. Auch ein einfaches Hinterherrufen. Finden wir gut.

Fast jede Frau – und mancher Mann – kennt diese Situation. Du läufst die Straße entlang und von irgendwo erschallt ein lautes "Na Süße". Hach, denkst du dir, einfach ignorieren. "Heute schon was vor?" Ja, denkst du dir, aber garantiert ohne dich. "Jetzt sei doch nicht so, lächel mal!" Und langsam aber sicher wirst du wütend. Wütend, weil du diese "Unterhaltung" nicht wolltest. Wütend, weil diese "Unterhaltung" deine persönlichen Grenzen überschreitet. Wütend, weil diese "Unterhaltung" nicht aus tatsächlichem Interesse an dir als Person entstanden ist, sondern aus der festen Überzeugung eines testosterongesteuerten Mannes, dass er ein Anrecht darauf hat, mit dir zu sprechen.

Dein Outfit zu kommentieren. Deine Beine, deinen Hintern, die Tatsache, dass du nicht den ganzen Tag mit einem breiten Grinsen durch die Gegend rennst. Weil er dir doch nur ein Kompliment machen wollte. Zumindest würde er das sagen, wenn du ihn darauf ansprechen würdest. Auch wenn du das vor langer Zeit aufgegeben hast. Bringt eh nichts.

In Frankreich will man dieser ewigen Tirade an "Komplimenten" jetzt Einhalt gebieten. Am Mittwochabend verabschiedete das Parlament ein Gesetz, das es der Polizei erlaubt, Tätern eine Geldstrafe von bis zu 750 Euro aufzudrücken. Direkt. Auf der Straße. Vorgeschlagen wurde der Gesetzesentwurf im vergangenen Jahr von Frankreichs Ministerin für Gleichberechtigung, Marlène Schiappa, die damit dem "täglichen Sexismus auf Frankreichs Straßen" Einhalt gebieten wollte. Kritiker hatten ihr vorgeworfen, sie wolle die "Kultur des französischen Liebhabers" ausrotten. (Wir wollen schwer hoffen, dass das Bild der französischen Männer als Romantiker nicht auf ihrem Talent zum kurzen Röcken hinterherpfeifen beruht.) 

Marlène Schiappa
Die französische Ministerin für Gleichberechtigung, Marlène Schiappa
© Thomas Padilla/ / Picture Alliance

Das neue Gesetz richtet sich gegen sexuelle Belästigung auf der Straße, Nachrufe und aggressives lüsternes Verhalten und soll dafür sorgen, dass "Frauen keine Angst haben, sich frei auf der Straße zu bewegen".

Wie die konkrete Umsetzung des Gesetzes aussehen wird, bleibt abzuwarten. Jedoch dürfte es allemal durch seine symbolische Wirkung der Null-Toleranz-Politik gegenüber sexuellen Übergriffen ein Schritt in die richtige Richtung sein. 

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jgs

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